Zwei in Frankreich

(B)Logbuch, chronologisch

Le Havre – Couseulles-sur-mer – Le Havre

15. Juli – Le Havre

Seit gestern bin ich nicht mehr allein.

Barbara kam pünktlich mit dem Flixbus hier an. Auch ihr ist die Freundlichkeit der Franzosen aufgefallen. Die Gesichter strahlen immer ein Lächeln aus und die Umgangsformen auch zwischen Jüngeren und Älteren sind von Höflichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt. Wir Norddeutschen sind ja eher zurückhaltend, manche nennen das auch dröge, aber wir beißen nicht und können auch freundlich. Vielleicht müssen wir uns nur öfter anstecken lassen!

Gestern haben wir noch das Feuerwerk zum Nationalfeiertag hier anschauen dürfen, heute nun sehen wir die Flaggen auf Halbmast und können es gar nicht richtig glauben, schon wieder Frankreich (Nizza). Es macht einen sprachlos und wir sind nur noch traurig.

Mit Barbara zusammen entdecke ich noch mehr von Le Havre, insbesondere Cafés und Shoppingcentren. Doch, es lohnt sich, manchmal finden wir Dinge, die es bei uns nicht gibt. Auch schaffe ich es endlich, zum Cap de la Hève hochzulaufen, allein war ich zu faul. Leider sind die Bilder, die wir da oben gemacht haben, verschollen. Man konnte jedenfalls gut die „Embouchure de la Seine“ bei Flaute überblicken.

17. Juli 16 – Deauville/Trouville

Nach zwei Tagen anpassen an Seeluft in Le Havre, das brauchte Barbara, haben wir uns einen Hafen verholen, so muss man das nennen. An dieser Küste entlang geht es streng noch den Öffnungszeiten der Eingangspforten (Portes) zu den Yachthäfen, meist 2,5 Stunden vor bis 2 Stunden nach Hochwasser. So fahren in Le Havre früh los, um nach 2 Stunden um 10.40 Uhr  in Deauville einzulaufen, bei 1 Bft aus SW, unserer Fahrtrichtung, natürlich unter Motor. Viel später wäre nicht möglich gewesen, pünktlich wird hier der Hafen dicht gemacht.

Die nächsten Tage wollen wir uns immer weiter an der Küste entlang verholen (Dives sur mer/ Courseulles sur mer/ Grandcamp Maisy) und so dann St. Vaast la Hague erreichen, immer mit einem theoretischen Zeitfenster von ca. 5 Stunden. Wir werden hier an einer historischen Küste entlang fahren, den Landungsplätzen, den Beaches der Alliierten 1944, besonders Arromanches soll wasserseitig interessant sein. Mal sehen, ob wir davon noch Fotos machen können.

Und es ist Sommer, die Sonne brennt erbarmungslos. Der Wind ist total abgestellt. Morgen und übermorgen soll sogar ein Hauch aus Ost kommen, dann Gewitter und anschließend wieder westliche Winde, aber schwach bis mäßig. Das wäre alles sehr günstig für uns, haben wir doch hauptsächlich Kurs West und Nordwest.

Die Seite vom Hafen heißt Trouville-sur-mer, Fischerhafen mit Markt

Jeder Hafen hat hier anscheinend ein Casino, so auch Deauville.

22. Juli 16 – Ouistreham

Ja, das mit dem Wind ist so eine Sache, entgegen den Vorhersagen bleibt er doch auf westliche Richtungen oder ist gleich ganz abgestellt. Und dann die Sache mit den Pforten an den Häfen, die Öffnungszeiten machen das Weiterkommen doch etwas schwierig. Und in diesem Zeitfenster kommt der Strom von West, also müssen wir grundsätzlich immer gegen an fahren. Na gut, wir machen jetzt Hafenhopping, immer einen Hafen weiter. Ein langer Schlag unter Motor nach St.Vaast (50sm) oder Cherbourg (70sm) steht nicht zur Debatte.

Tuckern von Deauville bis Divers-sur-mer

Bis Dives-sur-mer sind es 10 sm gegen Strom bei null Wind, also wieder früh los, von 9.20 Uhr bis 11.20 Uhr. In Dives-sur-mer wettern wir eine Hitzewelle ab, von 20 Grad springt die Temperatur auf über 30 Grad, und 2 Tage später wieder auf 20 Grad. So schnell kann man sich gar nicht dran gewöhnen. Die Weiterfahrt nach Westen verschiebt sich zudem noch einmal, weil ich einen Dentiste brauche. Der kann kein Englisch und ich kein Französisch, trotzdem verstehen wir uns prima und meine Krone sitzt auch wieder richtig fest.

Einige Eindrücke von Dives-sur-mer, auch wenn wir uns die meiste Zeit irgendwo im Schatten aufhalten.

Die Einfahrtsrinne bei Niedrigwasser

Fischen verboten? Warum? Regeln werden hier sehr locker interpretiert.

Hafeneinfahrt und der Hafen

Dives-sur-mer – Geschichte mit Guillaume le Conquerant (William the Conquerer)

Eine Boulangerie mit leckerem Brot, von wegen immer nur Baguette

Unter Motor nach Ouistreham

Diese Strecke ist erneut ca. 10 sm lang, immer dicht unter Land schaffen wir es bis Ouistreham. Bis Courseulles-sur-mer reicht die Zeit nicht, weil dort die Pforte wieder schließt. Wir haben Wind aus WNW, ganz genau wieder gegen an, kreuzender Weise würden wir es selbst bis hier nicht schaffen, also müssen wir gegen alles motoren. Die Schleuse macht auch eine Pause bei Niedrigwasser, so gilt es auch hier pünktlich zu sein. Bei dieser Windrichtung rollt Dünung von ganz weit draußen an.

Dieser Turm an der Schleuse ist auch ‘historique’, wie so Vieles hier.

In die offene Schleuse steht noch etwas von der Dünung hinein. Und es gibt helfende Hände beim Festmachen, offensichtlich Ferienjobs für Studenten. Bei uns wäre dies undenkbar.

Auf nach Courseulles-sur-mer

Ein Tankautomat vor der Schleuse, der mir auf Französisch Anweisungen gibt, nee damit komme ich nicht klar. Meine Karte hat er wieder ausgespuckt, wenigstens das hat geklappt. Die Schleuse wird chaotisch gefüllt, irgendwie passt schon alles rein. Es ist der erste Schleusengang heute am Sonntag, um 11.30 Uhr! Und so viele Angler!

An der 10 m Linie geht es wieder unter Motor nach Westen, vom SW ist nichts zu spüren, dabei wäre dies eine klasse Windrichtung. Es soll einfach nicht sein, dass wir segeln. Hier nutze ich den Plotter im Vertrauen darauf, dass die eingezeichneten Unterwasserfelsen und Wracks auch genauso stimmen, denn es geht immer dicht unter Land entlang. Bei der Strömung würde ein sicherer Weg weit draußen viel Zeit kosten.

In Courseulles-sur-mer machen wir einen Hafentag. Ähnlich wie in Ouistreham gibt es viele Denkmäler und Museen zur Landung der Alliierten. Und dann spielen sie hier jedes Jahr noch die Landung nach, für uns wirkt das etwas skurril.

Jeder Hafen liegt hier an einer Flussmündung oder Bachmündung, sei der Ort auch noch so klein. In Courseulles-sur-mer heißt der Fluss La Seulles, das passt ja auch. Kurz nach Niedrigwasser drängt hier die Flut mit Macht durch Siele hindurch, es rauscht gewaltig.

Immer wieder bin ich gefragt worden, ob mein Boot nicht zu klein für dieses Revier sei, hier ist die Antwort.

Amica liegt aber immer sehr versteckt im Hafen.

Andere Boote werden offenbar selten benutzt.

27. Juli 16 – Dives-sur-mer

Wenn die Strömung gegen an geht, hast du hier unter Segeln keine Chance, kreuzender Weise Strecke zu schaffen. Nun sind wir auf dem Rückweg zurück. Es macht einfach keinen Sinn mehr, weiter nach Westen zu wollen, zumindest nicht mit kurzen Schlägen/Törns. Nach Westen sollte man einen langen Törn machen, mindesten 8 Stunden, damit man das Öffnen und Schließen der Tore optimal ausnutzt. Am besten wäre der Weg von Le Havre nach St.Vaast oder gleich nach Cherbourg natürlich unter Segel

Barbara hat heute gemeint, warum ich denn umdrehe, Spanien ist doch viel dichter als Hamburg. Kann ja noch mal werden, aber nicht dieses Jahr. Ja, wir sind mehr in Frankreich, weniger auf dem Wasser vor Frankreich. Gestern konnten wir immerhin mit Strom 12 sm segeln! Die letzte Stunde musste aber wieder der Motor ran, Wind einfach weg.

28. Juli 16 – Dives-sur-mer

Und wenn wir mehr an Land sind als segelnd auf dem Wasser, so wollen wir wenigstens all unsere Eindrücke und Entdeckungen teilen.

Der Fluss La Dives, da geht es logischerweise nach Dives-sur-mer hinein. Bei wenig Wind und Hochwasser ziemlich unproblematisch, ab halben Wasserstand geht hier nichts mehr.

Wenn man dann nicht aufpasst, kann das so ausgehen.                            Bei 7m Tidenhub fällt hier alles trocken.

Ein Besuch im Nachbarort Houlgate: Gärten und Häuser mit englischen Anleihen

Einmal etwas anders als Strandkörbe.                                                      Dieser Ort ist sehr durchgestylt.

 

Und eine schöne katholische Kirche

Die andere Fraktion hatte leider keine offenen Türen, wahrscheinlich lohnt es sich auch nicht.

31. Juli 16 – Le Havre

Wir sind wieder zurück in Le Havre.

Bei angeblichem Sonnenwetter schaukelten wir gestern von Dives-sur-mer hierher. Was man da am Himmel sieht sind sogenannte Schauerzellen. Der Begriff passt auch perfekt, sind diese Wolkenphänome doch immer räumlich sehr begrenzt. Regen haben wir jedenfalls nicht abbekommen, nur ein paar Böen. Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher nach Honfleur machen, doch bei der Aussicht, aus der Seine wieder herauskreuzen zu müssen (soll jetzt beständiger West- bis Nordwestwind werden), haben wir uns doch lieber für Le Havre entschieden.

Ich miete mich wieder für eine Woche in Le Havre ein, Barbara muss ja in 5 Tagen nach Hause. Vorher geht sowieso nichts, weil jetzt einmal zur Abwechslung W bis NW 6-7 angesagt ist. Es war eine gute Entscheidung, nicht in die Falle Honfleur zu segeln, da kämen wir für die nächsten Tage nicht mehr raus. Und für mich allein wär das noch schwieriger.

Unser Ausflug nach Honfleur.

Der erste Blick von der Pont de Normandie auf Honfleur an der Seine. Ganz rechts hinten kann man Le Havre erahnen.

 

Alles sehr herausgeputzt, sehr touristisch. Restaurants und Läden ohne Ende. Doch ist Honfleur natürlich eine hübsche alte Stadt. Ein echtes Corsarennest.

Und am Hafen wird rund um die Uhr gespeist. Wie gut, das wir hier nicht liegen müssen, da ist Le Havre doch ruhiger.

Wir langweilen uns auch in Le Havre nicht. Es gib immer noch etwas zu entdecken und bei gutem Wetter flanieren wir auch einmal auf der Strandpromenade.

Interessante Strandhäuschen haben die hier, keine Zelte und keine Körbe, sondern echte Holzhüttchen.

Und an den Stirnseiten sind große Plakate der 50’ger-Jahre-Promis zu sehen. Wer kennt sie noch? Die haben alle Le Havre besucht, es war und ist ja der große Hafen für Kreuzfahrtschiffe.

Hier im Hafen gibt es eine sehr aktive Segelschule, die auch bei 6-7 Bft ihre Segelschüler auf das Wasser schickt.

  • Wettrennen mit Minikats für die Kleinen mit Tausch der Crew nach 2 kurzen Runden, natürlich auf der Slipbahn im Wasser stehend. Die hatten vielleicht Spaß, anfeuern und johlen, was die Lunge hergibt.
  • Für die Jugendlichen verschiedene Jollen und offene Kielboote. In der Abdeckung hinter der Mole gestaltete sich das Aufkreuzen ziemlich schwierig. Es ist dann auch alles dabei: nach der Wende im Wind stehen bleiben, heftige Böen mit entsprechender Schräglage, einige Kollisionen und auch Kenterungen. Und noch so ein blöder Pfahl im Hafen, der nur stört. Eine leicht überforderte Begleitcrew in mehreren Schlauchboote hat jedenfalls viel zu tun. Trotzdem scheinen alle ihren Spaß zu haben.

Das Ganze im Video:


05. August 16 – Le Havre

Heute ist Barbara nach Hause gefahren und ich bin hier wieder allein. Nun muss ich mal sehen, wie ich das Boot und mich heil zurückbringe. Der Wind hält sich ja weiterhin auf westliche Richtungen, nur hatten wir die letzten Tage doch eine steife Brise. Über die hohe Mole klatschen bei Hochwasser einzelne Wellen rüber, es steht draußen gute See. Wie es weitergeht, könnt ihr unter dem neuen Link “Kurs Nord-Ost” verfolgen.