Mittwoch, 27. März 24
Mazarron
Nach einer Woche Nordostwind und kurzer Pause kommt nun eine Woche Südwestwind mit den gleichen Begleiteffekten: hoher Seegang. So geht es nun gar nicht voran. Aber egal, ich mache mir keinen Zeitdruck mehr. Irgendwann komme ich schon nach Norden. Momentan liegt ein Tiefdruckgebiet über Nordeuropa mit langen Ausläufern bis nach Südspanien. Diese Wetterlage ist recht stabil, erzeugt aber hier kräftigen Südwestwind mit entsprechender Dünung, die die gesamte Ostküste Spaniens hochläuft.
Der Hafen Garrucha war auch bei östlicher Dünung nicht sonderlich ruhig. Deshalb wollte ich schnell die Lücke zwischen diesen beiden ungünstigen Wetterlagen nutzen, um einen geschützteren Hafen zu erreichen.
Auf dem Weg nach Aguilas begleitete mich eine Sprungschule.
Aguilas war auch kein ruhiger Hafen, nächtliches Ruckeln in den Leinen sorgten nicht für einen erholsamen Schlaf. Also musste ich schnellstens weiter, bevor gar nichts mehr geht. Die Dünung zeigte sich schon aus Südwest, wenn auch die Front mit Winddrehung auf westliche Richtungen erst kurz vor Mazarron durchlief.
Die Dünung ist hier nicht vergleichbar mit der auf dem Atlantik. Hier im Mittelmeer scheint sie auch bei einer Höhe von 1,5 m relativ kurz zu sein. Während vorne der Bug von amica noch auf dem Wellenkamm ritt, tauchte das Heck schon ins nächste Wellental ein. So herum sah das nur beeindruckend aus, aber wenn sich das Heck auf dem Wellenkamm befand, gab es ab und zu einmal eine Surfeinlage. Der Pinnenpilot kann das nicht steuern und so musste ich die ganze Zeit selbst Hand anlegen, um ein Querschlagen in den Wellen zu verhindern. Ziemlich anstrengend auf Dauer.
Nach der ersten Nacht in Mazarron hat mich leichtes Ruckeln in den Leinen schon erstaunt, liegt doch die Hafeneinfahrt Richtung Strand. Sie zeigt also genau in die entgegengesetzte Richtung wie die anlaufende Dünung, aber Wellen kommen anscheinend um jede Ecke. Heute und morgen sollen die Wellen sogar die 3 m erreichen. Das werde ich mir dann einmal anschauen. Der Wind erreicht nur in Böen die 30 bis 35 Knoten, ansonsten liegt er eher brav bei 10 Knoten.
Und jetzt muss ich Mazarron einen Besuch abstatten.
Samstag, 6. April 2024
Torrevieja
Eine Woche in Mazarron ließ mir genug Muße, um Vieles in Ruhe zu erkunden. Außerdem musste ich noch eine kräftige Zerrung in der linken Wade auskurieren, die ich mir beim Anlegen in Aguilas zugezogen habe. Ich war deshalb nur langsam zu Fuß unterwegs und ja, Mazarron ist eine Stadt, die nur am Rande touristisch ausgebaut ist. Hier im Zentrum findet man noch das normale Leben ohne viel touristische Läden. Mein morgendlicher Blick aus dem Boot heraus präsentierte mir immer den Leuchtturm und eine angestrahlte Jesusstatue. Beides musste ich unbedingt besuchen.
Die Felsen mit Leuchtturm links und Jesus rechts.
Der Leuchtturm war den leider nicht zugänglich, aber zum Jesus bin ich hoch.
Bei den langsamen Spaziergängen durch Mazarron sind mir immer wieder die Fassaden aufgefallen.
Runde Fassadengestaltung
Kräftige Farben mit vielen abgesetzten Verzierungen
Und immer wieder Rundbögen
Die Woche vor Ostern ist hier eine heilige Woche, die Semana Santa. Ostern gestaltet sich hier auch etwas anders als bei uns in Deutschland. Feiertage sind der Donnerstag und der Karfreitag, aber nicht der Sonntag und der Montag. Leider habe ich hier die Osterprozession verpasst, denn ich bin am Freitag früh eingeschlafen. Sie war ab ca. 23 Uhr aber nicht zu überhören, eindringliche Trommelschläge und sonst war es still. Das wirkte sehr düster, wie ein Todesmarsch. Die nehmen das hier sehr ernst mit der Kreuzigung.
Dienstag nach Ostern ging es dann weiter nach Cartagena. Hier wie auch in Cabo de Palos war leider keine Zeit mehr für Erkundigungen. Ich muss ja einmal weiterkommen und die günstigen Wetterverhältnisse nutzen. Die bestanden dann aber leider aus Flaute, dafür aber keine See.
Cartagena von der Einfahrt aus betrachtet
Fort an der Einfahrt
Die Einfahrt von See aus betrachtet. Die Karthager haben diesen Ort gut gewählt, die Bucht ist sehr geschützt.
Und weil ich sie vermissen werde: Letzte Felsen entlang der Küste zum Cabo de Palos.
Der Hafen von Cabo de Palos
Und hier ist das berühmte Kap – Cabo de Palos am Morgen
Gleich nach dem Kap gibt es nur noch Sandstrand, hier beginnt die Costa Blanca, wenn man das Mar Menor dazurechnet. Unendlich viel Strand und viel Beton.
Felsen gibt es nur noch im Wasser und das mit Fenster!
Mein Sonnenschutz! Bei Flaute und bei fast schon senkrecht stehender Sonne ist das wunderbar. So kann man stundenlang an der Pinne sitzen.
Hier ab Torrevieja in der Region Valencia beginnen die großen Segelsportzentren, große Yachthäfen, nicht gerade günstig und viel Regattazirkus.
Donnerstag, 18. April 24
Valencia
Von Torrevieja bis nach Valencia habe ich die gut 130 Seemeilen in 8 Tagen geschafft, trotz einiger kleiner Pausen. So war auch meine ursprüngliche Planung für den Weg nach Séte, aber dies klappt nun leider nicht mehr. So wird jetzt Barbara nach Barcelona kommen und dann geht es zusammen übers Mittelmeer nach Séte und dann durch den Canal du Midi und den Canal de Garonne zurück in die Biskaya.
In Garrucha ist mir zum ersten Mal der Staub aufgefallen, der sich auf das ganze Boot gelegt hatte. Dort schob ich es noch der Sandverladung zu, doch seitdem hörte dieses Einstauben nicht auf. Irgendwann bin ich über eine Meldung der Costanews gestolpert, das hier an der gesamten spanischen Ostküste eine extreme Feinstaubbelastung aus der Sahara besteht. Wenn dieser Staub sogar in Nordeuropa ankommt, dann muss hier schon besonders viel Staub in der Luft sein. Es gab an der Costa Blanc sogar die Empfehlung, dass Kinder und alte Leute lieber nicht auf die Straße gehen sollten. Was machen dann wir älteren Segler?
Der Dunst vor den Bergen ist Feinstaub.
Felsen, Felsen und Felsen an den Felsenküsten, dann Strände mit Betonburgen und Städte, die sich nicht besonders unterscheiden. Das kann schon langweilig werden.
Torrevieja
Santa Pola
Grüne Verkehrsinsel in Santa Palo, immerhin mit Palmen
Das Vereinsgebäude des Club Nautico Santa Pola, da haben doch glatt mindestens 6 Frauen in der Verwaltung gearbeitet!
La Vila Joiyosa heißt übersetzt fröhliche Stadt. Warum? Ich habe es nicht herausgefunden.
Früher gab es hier noch schöne Häuser, vielleicht waren sie deswegen fröhlich.
Erste Bäume in dieser Stadt, das habe ich lange nicht mehr gesehen. Es gab immer nur Palmen.
Zum Cabo Negre, der letzten kleinen Spitze vor Valencia, zieht sich ein kleiner Felsenrücken hin. Da muss man dann zum Einkaufen schon einmal hochsteigen.
Nach La Vila Joiyosa kommt Benidorm,
das Manhatten an der Costa Blanca.
Dieser Felsen von Calp leuchtete mir lange entgegen, er wird auch als Gibraltarfelsen Spaniens bezeichnet. Immerhin ist er 330 m hoch. Da wollte ich natürlich hoch.
Vom Hafen aus sah er aber unbezwingbar aus, was aber nicht stimmte. Man kann es nur nicht entdecken, dass sie einen Tunnel zur Ostseite gebohrt habe. Von da ist es dann möglich, auf einer richtigen Bergtour in einer halben Stunde den Gipfel zu erreichen.
Ja, ein Drittel der Höhe habe ich geschafft, dann war für mich Schluss. Es geht hier an der Einlasssperre nur mit Voranmeldung weiter und am Wochenende geht spontan schon gar nichts. Der Weg auf den Felsen war wegen Überfüllung für Kurzentschlossene wie mich gesperrt. Dafür hatte ich dann einen schönen Blick auf den Hafen.
Auf dem Weg zum Cabo Negre zeigte sich Spanien an der Küste das erste Mal grün, Strauchwerk und kleine Waldabschnitte. Das Cabo müsste eigentlich Cabo verde (grün) heißen und nicht Cabo negre (schwarz).
Nach dem Cabo Negre sah ich dann das hier. Kaum gibt es Bäume und Wald, brennt es in Spanien. In den Nachrichten wurde es als erster großer Waldbrand in Spanien bezeichnet. Es ist hier zu warm und zu trocken. Das kann ich nur bestätigen, mein Hydrometer ist schon einmal auf 25% gefallen, das ist extrem trockene Luft.
Die letzten Felsen am Cabo San Antonio, 5 Seemeilen weiter.
Abends in Denia konnte man dann die Rauchfahne bestaunen.
Denia ist eine Ausnahme in den immer gleichen Städten. Es gibt hier eine Altstadt um ein Castello und im Hinterland sehr dicht bei kann man schön wandern. Ich habe es aber leider nur auf das Castello geschafft.
Und auf dem Wege dahin konnte ich ein paar nette Gassen entdecken.
Abends gab es hier Livemusik, kann man hören.
Von Gandia gibt es nichts zu berichten, abends rein und morgen raus. Und den Motor wieder einwandfrei zum Laufen gebracht. Der machte nämlich ein paar Aussetzer beim Drosseln. Alles wieder gut, war wohl ein Krümelchen, das erst weggespült werden musste.
In Valencia stolpert man sofort über die Kreuzfahrer.
Es war ein langer Weg zum Einkaufen, man muss eine halbe Stunde laufen, um aus dem Hafengebiet herauszukommen. Dann erst steht man am Rande der Stadt, von hier müsste man mit dem Bus weiterfahren, zu Fuß geht hier nichts. Zum Einkaufen hin und zurück musste ich knappe 1,5 Stunden durch die Sonne laufen, Schatten gibt es kaum. Ich glaube, bei dieser Sonne tue ich mir dies kein zweites Mal an.
Vermutlich war das einmal eine Fischauktionshalle, die Fassade saniert, innen alles Schrott.
Einige schöne Häuser, aber prinzipiell ist das hier Sanierungsgebiet. Es wird entwohnt, abgerissen und wie leider so oft in Städten funktionell neu gebaut, seelenlose schlichte 6 bis 10stöckige Neubauten.
Übrigens konnte ich auf den letzten Strecken endlich einmal wieder die Segel auspacken.
Montag, 22. April 2024
Las Fuentes/Alcocebre
Noch einmal eine Meldung aus der Region Valencia, mit dem nächsten Törn komme ich schon nach Catalonia. Die drittgrößte Stadt Spaniens, Valencia, war für mich einfach zu groß. Ich habe nicht das Zentrum aufgesucht, weil es viel zu weit weg ist. Der Weg aus dem Hafen kam mir vor wie doppeltes Grillen vor, die Sonne von oben und der heiße Asphalt bzw. Beton von unten. Da bin ich denn doch lieber in der Nähe des Bootes geblieben und ich bedaure dies nicht.
Auf dem Weg nach Norden sehe ich immer öfters bewaldete Hänge. Neben touristischen Orten und Industriehäfen gibt es größere Abschnitte mit sehr wenig Bebauung.
Die grüne Küste
Fast nur Natur
Apropos Tourismus: In Spanien geht es gerade hoch her, insbesondere auf den Kanaren aber auch in Madrid und Barcelona finden große Demonstrationen statt mit dem Anliegen, endlich diesen touristischen Wahnsinn zu beschränken. Abgesehen von der Verschandelung der Landschaft durch Betonburgen gibt es auch ganz naheliegende Probleme. Für die Touristen ist immer genug Trinkwasser vorhanden, den Einheimischen wird es teilweise rationiert. Auf den Kanaren wissen sie einfach nicht mehr wohin mit dem Müll. Tourismus schafft Arbeitsplätze? Ja, aber komischerweise gehören die Hochburgen des Tourismus zu den ärmsten Regionen Europas. Es wird ein langer Weg sein, aus dieser Falle des Massentourismus wieder herauszukommen. Dass es so nicht weitergehen kann, finde ich selbstverständlich.
Hier im Norden von Valencia und von Catalonia gibt es viel Industrie, das schafft qualifizierte Arbeitsplätze mit gutem Einkommen. Deshalb sind das ja auch die „reichen“ Regionen Spaniens, und natürlich gehört auch die Nordküste von Vasconia (Baskenland) bis Galicia dazu.
Vermutlich mein letzter Hafen in der Region Valencia ist von bescheidenem Tourismus geprägt und deshalb einfach schön.
Der Strand von Las Fuentes vor dem Grand Hotel. Es gibt aber noch einen schöneren Starnd.
Grüne Wege
Sanfter Tourismus mit Pinien
Der Pinienwald in Las Fuentes
Und sie lieben ihre Türme im Hafen, darin immer die Capitaneria.
Hier geht es weiter: Catalonia