Cherbourg – La Rochelle

Lezardrieux

Sonntag 31. Juli 22

Ich bin meinem Plan voraus, jetzt schon in der Bretagne war nicht beabsichtigt, aber was soll es. Die Wetterbedingungen waren optimal, wenn sich auch der Wind nicht oft an die Vorhersagen hielt. Nun habe ich hier mindestens 3 Tage Westwind, also gibt es eine Pause in diesem schönen Ort.

In Cherbourg traf ich eine Reihe sehr netter Menschen, Gesprächsthema mein Boot (petit bateau) und nach dem Woher und Wohin, mein Törn nach Spanien. Und hier ist es sehr international, es waren vertreten: Yachten aus Schweden und Norwegen, aus England, auch nicht wenige aus Deutschland und natürlich aus den Niederlande und Belgien. Cherbourg ist ja auch der Hafen auf den Weg von Ost nach West und umgekehrt. Auch im Bureau du Port habe ich einen längeren Plausch gehalten, weil die nette Frau wohl gerne einmal deutsch sprechen wollte. Die sind hier echt multilingual.

Nur leider sind die Bedingungen für meinen Weg nach Westen immer noch gut, leichter Wind aus Nord, die Möglichkeit, das Cap bei gerade einsetzender Strömung nach Westen zu runden und nicht heiß. Ich bin leider etwas spät los. Die Strömung lief schon ab Cherbourg gut nach West und zur Spitze sind es ja noch 13 Meilen. An der Spitze hatte ich dann gut 6 Knoten Strom mit.

Die Tonnen sind schnell

Das Raz Blanchard war gemessen am Raz Pointe de Barfleur gemäßigt, heftige Bewegungen im Boot gab es trottzdem.

Und schnell waren wir auch – über Grund, abzulesen oben rechts 11,2 Knoten

Und nun? Ja, eigentlich wollte ich nach Dielette, nur würde ich dort bei Niedrigwasser ankommen. In den Hafen kommt man erst 3 Stunden danach, also gegen 19 Uhr. Zur gleichen Zeit wäre ich auch auf Guernsey. Auf nach Guernsey. Der Wind war wieder auf null, nach dem Cap war es auch kaum besser. Erst kurz vor Guernsey konnte ich wieder segeln. Auf Guernsey ist alles teuer, das war eigentlich schon immer so. Und vieles funktioniert nicht oder schlecht. Als ich beim Bezahlen war, schmiss der Habourmaster sein schönes iPhone mehrere Male auf den Tresen, weil die Verbindungen abbrachen. Über die Sanitäranlagen verliere ich lieber kein Wort. Zum Glück war dann für morgen eine passende Windrichtung vorhergesagt, auch sollte der Wind moderat bleiben. Also nur gleich wieder weg. Guernsey kann ich mir nicht leisten.

48 Seemeilen bis Lezardriaux. Passend Strömung gibt es auf der Strecke nicht, immer quer, manchmal auch quer gegen an. Auf halber Strecke dann ein Felsen (Plateau des Roches Douvres) im Wasser, mit Turm darauf und einigen flachen Stellen rings herum. Mit Plotter war das kein Problem. Ab hier frischte der Wind immer weiter auf 5 Bft auf. Ich habe rechtzeitig ein Reff gezogen, konnte mit leichtem Schrick in den Schoten den Kurs zur Einmündung des Triaux gut halten. Die Strömung setzte erst nach Westen und kurz vor der Einfahrt kräftig nach Osten. Das konnte ich später auf marinetraffic.com sehen.

Leider musste ich dann Hoch-am-Wind zwischen den Felsen durch und hier gab es eine Düse mit 6 Bft. Hauptsache keine Felsen treffen bei stark mitlaufenden Strom. Aber ich wusste ja, da drin ist gleich Abdeckung, um in Ruhe die Segel zu bergen. In dem schmalen Einschnitt nach Lezardriaux war dann der Wind weg und AIS wurde auch nirgendwo mehr empfangen.

Kurz zu AIS: Ich schalte jetzt 15 bis 30 Minuten vor einem Hafen mein AIS aus. Auf meinem Plotter ist nämlich alles nur noch schwarz, lauter schwarze Dreiecke, die sich überlagern. Es ist zur Unsitte geworden, im Hafen das AIS weiterlaufen zu lassen. Es besteht wohl erhöhte Kollisionsgefahr am Liegeplatz. Draußen auf See macht das ja Sinn, wenn auch vor der belgischen Küste zuweilen alles schwarz wurde. Es gibt inzwischen einfach zu viele Sender.

L’Aber Wrac’h

Dienstag, 9. August 22

Es mehren sich die Tage an Land, nicht immer nur Wind und Wasser, Strömungen, Dünung, Felsen und den günstigen Nordost nutzen. So langsam komme ich in Frankreich an, die Bretagne ist einfach schön. Zugegeben, erst war es der Westwind, der mich in Lèzardrieux festgehalten hat und nun ist der Nordostwind ein wenig zu stark hier an der Spitze von Finistère. So habe ich endlich die Zeit gefunden, mich an Land umzusehen.

In Lèzardrieux konnte ich den enormen Tidenhub von knapp 9m nicht übersehen oder ignorieren. Der Weg bei Niedrigwasser die Brücke hoch ist schon anstrengend, nicht nur ich habe da geschnauft.

Die Brücke bei pleine mer

Die Brücke bei basse mer

Hafen mit Tor bei pleine mer

Hafen mit Tor bei basse mer

Zwei Stunden zu Fuß unterwegs ist auch hier zuweilen anstrengend, so viel Rauf und Runter war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Zu entdecken gab es neben der bretonischen Bauweise immer wieder auch die exotischen Pflanzen.

Bretonische Mauer

Blumen, die an der Straße wachsen

Ach ja und die Banane, die ich bereits 2018 entdeckt hatte, gab es immer noch. Ich vermute aber, das sind schon die Nachkommen.

Ich hatte am Ponton einen französischen Segler zum Nachbarn, der perfekt deutsch sprach, seine Mutter kam aus Deutschland. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich konnte etwas Französisch lernen, vor allem aber konnte ich mir ein paar Fachbegriffe in Bezug aufs Segeln aneignen.

Die nächsten Häfen liegen hier alle nicht sehr weit auseinander, doch haben sie leider das Problem, nur um Hochwasser herum zugänglich zu sein. Auf Nachfragen konnte ich erfahren, dass die meisten Segler nur vorm Hafen ein wenig segeln. Selbst die Leute im Bureau du Port haben mit Achseln gezuckt bei meiner Frage, wie man denn den Hafen Perros Guirec von hier aus anlaufen kann. Mit der Strömung, soviel war ihnen klar, aber dann muss man Stunden vor dem Hafen warten, bis genügend Wasser wieder aufgelaufen ist. Nicht gerade praktikabel, insbesondere bei auflandigen Nordwind. Gut, so habe ich Perros gestrichen und mir Roscoff als Ziel ausgesucht, immerhin knapp 50 sm weit weg. Zudem konnte ich erst mittags los, weil dann die Strömung westwärts setzte.

Der angesagte Nordwind war natürlich mehr Nordwest und so hieß es, Segel dicht und Hoch-am-Wind einen langen Schlag segeln. Das war unruhig, stampfend und etwas nass. Auf halber Strecke hinter den Les Sept-Îles drehte der Wind auf NNE und der Rest nach Roscoff ging dann sehr schnell, auch dank der nun deutlich spürbaren Strömung. Die Felsen im Weg machen das Navigieren immer wieder spannend.

Nach Aber Wrac’h gab es endlich den ersehnten Nordostwind, ich musste nur die halbe Meile bis hinter die Île de Batz hoch ran, natürlich wieder nass, dann gab es einen Halben-Winds-Anlieger. Die Strömung war trotz der nahen Spitze der Bretagne schwach ausgeprägt, auch der Wind wurde immer weniger. Die letzte Stunde bis zur Einfahrt nach Aber Wrac’h war der Außenborder nötig, sonst hätte ich noch Gegenstrom abbekommen. Es gab es auch noch einen kurzen Besuch einiger Delfine, ganz klassisch mit dichter Begleitung am Boot. Sie haben es durch ihre Sprünge geschafft, ein paar Spritzer an Deck zu landen. Es wäre schön gewesen, diese putzigen Freunde zu filmen oder zu fotografieren, aber Dünung aus Nordwest mit ca. 1m und Dünung aus Nordost mit etwa 0,5m ließen mir keine Zeit dafür. Es war ein ziemlich anstrengendes Steuern, Pinne loslassen ging nicht.

amica in Aber Wrac’h

Les Alpes im Wasser, 4 km entfernt

Le Cafe

Captain

Schöne Bucht, auch zum Ankern

Jeder Bretone lebt vom Fischfang

Concarneau

Dienstag, 16. August

Eine Woche weiter und im Herzen der Süd-Bretagne. Die beiden schwierigen Spitzen, Chenal du Four und Pointe du Raz sind geschafft. Sie haben mich kein bisschen beeindruckt, trotz hohem Coeff, also eigentlich starker Strömung. Meine Planung sah allerdings immer vor, diese Passagen gegen Ende der Strömung zu durchfahren.

Aus L’Aber Wrach konnte ich noch heraussegeln und dabei den Grand Phare mitten zwischen Felsen filmen. Passend dazu gab es leichten Dunst, sodass die Felsen dann nochmals bedrohlicher aussahen. Aber nach einer Stunde war dann für mehrere Tage Schluss mit Winde. Also wieder eine Fahrt unter Motor, denn ich musste ja aus dem Chenal draußen sein, bevor die Strömung kippt. Hat fast geklappt, die letzte halbe Stunde hatte ich Gegenstrom an der Spitze Pointe de St.-Matthieu nach Brest. Dafür gab es dann wieder die Strömung mit bis Camaret-sur-Mer.

Als ständige Begleiter stellten sich Delfine ein. Zu blöd, dass ich immer unter Motor fuhr. Wenn sie dann einmal ganz dicht am Boot herankamen, dann nur kurzfristig. Das Geräusch mögen sie offensichtlich nicht. Schade, so konnte ich keine guten Aufnahmen machen.

Dahinten springt einer, man muss aber einen großen Bildschirm haben, um das sehen zu können.

Camaret-sur-Mer fand ich nicht gerade einladend, sehr teuer, keine besonderen Sanitäreinrichtungen. Und ja, hier treffen sich die Durchreisenden zur Überquerung der Biskaya nach Spanien. Also sind einmal wieder alle Segelnation vertreten, die es hier so gibt. Bilder machen fand ich Verschwendung von Zeit und so bin ich dann gleich früh morgens weiter.

Noch einmal die hohe Felsenküste, jetzt wird es ja flacher.

Zwischen den Felsen durch zum Pointe du Raz

Pointe du Raz mal ganz friedlich und wenn man genau hinschaut, da ganz hinten segelt doch einer zwischen den Felsen durch. Der muss das hier wohl sehr gut kennen.

So sieht die Biskaya mit Blick Richtung Spanien aus. Bei Wind wird das Wasser sicher bewegter sein, aber solch eine anhaltende Flaute ist schon enorm viel.

Vor Audierne musste ich amica erst einmal an eine Warteboje legen, die Einfahrt ist sehr flach. Zur Halbzeit zwischen niedrig- und Hochwasser kann man da aber reinfahren. Liegeplätze sind etwas nervig anzusteuern, es geht Strömung unterdurch und nicht wenig. Der Ort ist sicher sehr schön, doch aktuell ist es mir zu heiß, um mich an Land zu bewegen. Also geht es am nächsten Morgen wieder früh wieder los. Früh heißt hier zwischen 7 und 8 Uhr, man muss bedenken, dass der Sonnenaufgang um fast eine Stunde gegenüber Hamburg verschoben ist.

Die Morgenbrise hielt leider auch nur eine Stunde, aber immerhin, eine Stunde auf dem Weg zur Pointe de Penmarc‘h gesegelt. Die Strecken sind jetzt auch nicht mehr lang, immer unter 30 sm. So kann ich mir Segeln bei 3 Knoten Fahrt erlauben. Nach Hochwasser geht der Strom immer süd- oder ostwärts. Damit gab es noch gemütliche 1,5 Knoten Strömung zu Unterstützung.

Den Delfinen allerdings möchte ich bald sagen: Eh, lasst mich doch endlich einmal in Ruhe. Immer wieder gab es kurze Besuche, aber leider so kurz und schnell, dass ich keine Chance hatte, die Kamera anzustellen.

Bei der Umrundung der Spitze nach Loctudy sind die Tonnen sehr genau zu beachten und mit Abstand zu runden. Untiefen von 2 m erzeugen Respekt, denn immer muss man Dünung mit einkalkulieren. Also bloß nicht abkürzen, das könnte böse enden.

Die beiden Seiten der Einfahrt nach Loctudy. Auch hier habe ich mich nicht an Land gewagt. Der Ankunftstag war mit 34 Grad wirklich zu heiß, denn da kommt ja noch purer Sonnenschein dazu. Der zweite Tag nach Gewitternacht Dauerregen und -nieseln. Zum Glück gab es am Abfahrtstag Trockenperioden und zu konnte ich mithilfe eines geliehenen Fahrrads beim Carrefour Benzin besorgen. Ja, viele Supermärkte haben oftmals Tankstellen und die sind natürlich günstiger als direkt am Hafen zu tanken.

Die halbe Strecke nach Concarneau konnte ich unter Segeln zurücklegen. Gut, das waren auch nur knapp 14 sm. Nachts tat das festliegende Gewittertief über der Bretagne das, wozu es da ist. Es gab Donner, Blitze und endlich viel Regen. Der soll angeblich 3 Tage anhalten. Na mal sehen, denn ebenso sind hier die Wind- und Wellenvorhersagen oft falsch. Immer so um die 3-4 Bft hatte ich nur kurzzeitig und 1,2 m Wellenhöhe war mehr alles übertrieben, real waren das höchstens 0,3 m. Hier in Concarneau ist die Hölle los. So viel (Land-)Touristen habe ich lange nicht mehr gesehen. Dabei finde ich die Stadt gar nicht so schön. Auch der L’Amiral ist eine Enttäuschung. Krimifans dürften dieses Restaurant kennen – Commissair Dupin.

Toll finde ich immer wieder die Betonnung.

Pornic

Freitag, 26. August 22

Die Reise entlang der Südbretagne war sehr feucht. Die Windrichtung, wenn denn überhaupt einmal ein Lüftchen wehte, immer westlich. Es gab also frische Luft vom Atlantik mit einer relativen Feuchte von meist 80%. Öfters regnete es deshalb, was aber nie einen grundsätzlichen Wetterumschwung bedeutete, trotz eingelagerter Gewitter. Dazu so wenig Wind, dass es wenig Windsee und kaum Dünung gab.

Seit den letzten zwei Häfen befinde ich mich nicht mehr in der Bretagne, sondern in der Region Pays de la Loire – Departement Loire-Atlantique. Das habe ich aber nur zufällig bemerkt, landschaftlich ist das hier ähnlich wie die Südbretagne. Nur nicht mehr ganz so hoch. Ach ja, sie fahren nicht mehr die bretonische Flagge am Heck oder als Gastlandflagge unter der Saling.

Hatte ich bemerkt, dass es Concarneau viel Landtourismus gab, hat sich dies von Ort zu Ort gesteigert. Sehr viele Fähren fahren zu den Inseln und in den vielen Restaurants hört man neben Französisch immer wieder Englisch und Deutsch heraus. Bei dieser traumhaft schönen Landschaft wundert mich dies überhaupt nicht. Auch der Segeltourismus hat zugenommen, verliert sich an Land aber, den merkt man nur auf dem Wasser. Dort erinnert mich dies manchmal an Hauptsaison in Dänemark.

Letzte Bilder aus Coverneau – L’Amiral

Les Halles – Der Fischmarkt

Von Concarneau aus habe ich mir einen echten Regentörn zur Insel Groix gegönnt, weil gerade guter Wind aus Südwest angesagt war. Den gab es auch, ich musste sogar anfangs ein Reff ziehen. Nach einer Stunde wurde es ruhiger, der Wind nahm auf 3-4 Bft ab. Endlich durfte ich auch einmal eine schöne Dünung von leicht achtern erleben. Der Regen war sehr warm, da könnte man sich wahrscheinlich stundenlang hineinstellen. Unterm Ölzeug war es aufgrund der Wärme auch feucht.

Auf halber Strecke zur Ile de Groix hatte ich ein Erlebnis besonderer Art, ich war zu Besuch bei einer großen Gruppe von Delfinen. Ja, das ist richtig ausgedrückt: nicht die Delfine haben mich besucht, sondern ich sie. Ich bin an ihnen vorbeigefahren, ohne dass sie von mir Notiz nahmen. Sie hatten zu tun. Von Weitem konnte ich einen Kreis erkennen, in den immer wieder Möwen hineintauchten. Als ich näherkam, sah ich, dass viele Delfine um den Kreis herumschwammen und -sprangen. Sie hatten wohl offensichtlich einen Schwarm kleiner Fische zusammengetrieben, an denen auch die Möwen genug zu fressen fanden. Worte können kaum wiedergeben, wie beeindruckend dies war. Manchmal denke ich, so etwas muss man selbst erleben, man kann es nicht vermitteln, auch nicht bildlich. Oder man ist Profitierfilmer.

Und dann die Ile de Groix. Wegen des geringen Coeffs konnte der eigentlich größere Binnenhafen nicht angelaufen werden. Die paar Plätze an den Pontons draußen waren natürlich schon belegt und alle, die jetzt noch kamen, mussten im Außenhafen (Avantport) an eine Boje gehen, im Dreier- oder Viererpäckchen. Gut, wer dann ein Beiboot hat, so etwas geht bei mir leider nicht. So hatte ich von der Ile de Groix nichts.

Da jetzt das Wochenende bevorstand, machte ich morgens früh gegen den Trend zu einem Landhafen auf: Haliguen auf der Halbinsel Quiberon. Jetzt einmal wieder mithilfe des Außenborders. Die eigentliche Planung sah ja sie Belle Ile vor. Doch ist dort im Hafen die Situation ähnlich wie auf der Ile de Groix. Auf Liegen an einer Boje habe ich keine Lust, wenn es auch sicher einmal eine Mitfahrgelegenheit nach Land geben könnte. Auf dem Rückweg nächstes Jahr werde ich außerhalb der Saison die Inseln besuchen.

Die Ile de Groix am früher Morgen.

Ein Schloss am Meer, sind wir schon an der Loire?

Untiefentonne Nord 5 Meter nördlich der Untiefe

Seezeichen faszinieren mich immer wieder.

In Haliguen habe ich meine schlechten Französischkenntnisse bedauert. Im Hafen kamen viele Leute vorbei, die sich mein Boot genauer anschauten und offensichtlich auch vieles wissen wollten. Nur leider konnten sie auch kein Englisch und mit Händen und Füssen kann man auch nicht alles beschreiben. Ich habe nur verstanden, dass sie begeistert waren über das Holz und annahmen, dass dieses Boot ein Traditionsboot sei. Die Pendeltechnik der Windsteuerungsanlage bleibt ein Geheimnis, ich kann es einfach nicht in Französisch erklären. Also bleibt es beim „jolie bateau“ und meinen Weg von Hambourg nach Espagne haben sie auch verstanden.

Morgens war es immer sehr frisch, hauptsächlich nass. Mit dem Abtrocknen dauerte es meistens bis zum Mittag, Seeklima eben. Deshalb konnte ich den halben Tag nicht in kurzer Hose und T-Shirt segeln. Der Wind sollte endlich einmal wieder auf Ost oder Nord drehen. Auf dem Törn nach La Turballe wehte schöner wenn auch schwacher Wind aus …. West. Na und, ich habe in sechseinhalb Stunden 25 Seemeilen zurückgelegt. Normalerweise schaffe ich 30 bis 35 Seemeilen. Ich habe Zeit und gönne mir auch viele Hafentage.

La Turballe ist ein einsamer Ort, kein Landtourismus und die paar Liegeplätze verhindern den Massenandrang von Visiteurs. Es waren in den 2 Tage maximal 20 Gastyachten im Hafen. Trotzdem hat dieser Ort seinen Reiz. Wie war noch der Spruch: An den schönsten Orten der Welt reparieren Langfahrtsegler ihr Boot. Seit einigen Tagen versuche ich meine Logge sauber zu bekommen, sowohl von innen wie auch von außen. Bisher nicht mit viel Erfolg, die angezeigten Werte sind weit weg von der Realität. Zur Kontrolle habe ich ja immer meine GPS-Daten. Ich komme wohl nicht um einen Tauchgang herum, denn mit meiner Gopro habe ich gesehen, dass um das Paddelrad herum eine ganze Wiese wächst. Das muss weg.

Strand

Hafen

amica in La Turballe

Die 14 Meilen bis Pornichet war wieder nichts mit Wind. Ich hatte noch ganz mutig, in der Hoffnung auf einen kleinen Hauch, die große Genua angeschlagen. Die Nutzungsdauer betrug einmal 20 Minuten. Das Zusammenlegen der Genua dauert, wenn man allein unterwegs ist, genauso lange. Wenn ich schon nichts vom Segeln zu berichten habe, lasse ich jetzt Bilder von dieser Gegend sprechen.

Leben am Atlantik

Tourismus wie im Mittelmeer

Der einzige große Strand mit entsprechender Bebauung

Immer wieder schöne Ecken – Penchatteau

Der raue Scharm der Felsen, man muss immer gut navigieren oder man ist Einheimischer.

Beindruckende Gewitterzelle, sie hat aber nur gestreift. Später in der Nacht gab es endlich einmal viel Regen.

Und auch Schlösser werden hier gebaut.

Die nächsten 15 Seemeilen nach Pornic, dem Hafen, an dem Barbara an Bord kommen will, musste ich unbedingt segelnd erreichen. Die große Genua kam wieder zum Einsatz bei nordöstlichen Winden von 2 bis 4 Bft. Also war ich mal schnell unterwegs und manchmal so lala.

Ich gönnte mir den Spaß, dicht unter Land zwischen Felsen durchzufahren. Eine Stunde brauchte ich, den Mündungstrichter der Loire zu queren. Manchmal war der Wind eben doch etwas zu wenig.

Sturmfluten gibt es ja hier nicht, aber ich habe mich gefragt, wenn an dem Strand große Atlantikdünung bricht, ob die bei offenem Fenster gleich eine Spülung der Wohnung bekommen. Die werden wohl bei Sturm nichts öffnen.

Kurz vor Pornic wurde ich auf einen schönen Ort eingestimmt. Morgen werde ich einmal den Ort genauer betrachten. Barbara kommt ja erst Übermorgen und dann muss sie sich noch akklimatisieren. Also wird es hier etliche Hafentage geben.

Saint-Gilles-Croix-de Vie

Dienstag, 13. September 22

Ich sitze hier bei mehr als 30 Grad und kümmere mich um Bildbearbeitung und Videoschnitt! Das mache ich zwar schon halbwegs routiniert, aber Texten geht mit Matschhirn nicht so gut. Ich sehne mich so langsam nach anderem Wetter. Fast durchgehend Sonne und immer Temperaturen bis 30 Grad, auch bei Regen, der verliert man den Bezug zu Wetter. Das kann hier auch ganz anders sein.

Die letzten zwei Wochen waren öfters zu warm, nur in den Morgenstunden mochte man sich bewegen. Gerade habe ich überlegt, wann ich das letzte Mal 20 Grad oder weniger hatte: gar nicht in diesem Sommer, wenn man die Nächte nicht mit betrachtet. Zwar haben wir uns ein wenig daran gewöhnt, aber auch Barbara hat die Kraft der Sonne zur Kenntnis genommen.

Sonntag stand Barbara plötzlich am Hafen, nachdem ihre letzte Meldung vom Hamburger Flughafen kam. Und natürlich gleich in der knalligen Mittagsonne. Vier Tage haben wir dann zusammen in Pornic verbracht und zumindest ich habe mich nur bis 11 Uhr aus den Schatten getraut. Meine Bilder sind deshalb alle früh morgens entstanden.

Der Weg zum Einkaufen im Zentrum

Der innere trockenfallende Hafen bei Flut

Bei Ebbe, relativ fester Grund

Das Land der Schlösser und Burgen

Und viele kleine Gassen

Donnerstag bemerkten wir die gefallenen Benzinpreise (von 2,20 € auf 1,80 €) und haben vor dem Verlassen des Hafens alles vollgetankt. Dass ab 1. September die Nebensaison beginnt und die Hafengelder um gut 25 Prozent fallen, gut, aber was haben die Benzinpreise damit zu tun? Egal, nach L’Herbaudiere an der Nordspitze der Ile de Noirmoutier mussten wir den Außenborder laufen lassen.

Zwei Hafentage in L’Herbaudiere planten wir bei dem schwachen Wind, daraus wurden dann zehn. Der Wind drehte auf südliche Richtungen, da wollen wir ja hin und zeitweilig waren auch Gewitter und Böen darin. Also nichts, um gegen an zu fahren. Aber diese Insel ist ein Traum, da kann man ruhig länger verweilen.

Schöne Spaziergänge und Wanderungen um die Nordspitze und nach Vieil haben keine Langeweile aufkommen lassen. Auch das Zentrum der Insel, Noirmoutier en Ile, besuchten wir mit dem Gratisbus.

Port L’Herbaudiere am Morgen

Die Straße zum Hafen

Port L’Herbaudiere

Die Hafeneinfahrt

Nordspitze mit der Ile du Plier

Noirmoutier Hafen

Noirmoutier Hafeneinfahrt

Noirmoutier Stadt

Nordstrand auf dem Weg nach Le Grand Vieil

Le Grand Vieil

Wir entschieden uns, nach 10 Tagen gegen schwachen E bis S wieder Richtung Land zu fahren und gleichzeitig etwas nach Süd zu kommen. Deshalb unser Ziel Saint-Gilles-Croix-de Vie. Natürlich drehte der Wind genau auf Südost und erreichte ab und zu die 3 Bft. Das war unter Motor machbar, aber doch etwas bewegt und es dauerte eine Stunde länger als geplant.

Und nun kommt die Hitzewelle zurück, südlich von hier geht es auf 36 Grad hoch. Die endgültige Abkühlung ist zwar vorhergesagt, ich glaube aber erst daran, wenn sie wirklich eintritt. Zumindest scheint die Orca-Problematik zu Ende zu gehen (https://www.orcaiberica.org/last-interactions). Das ist ja inzwischen eine sehr ernst zu nehmende Geschichte, dieses Jahr haben sie zwei Boote versenkt.

La Rochelle

Sonntag, 24. September 22

Die letzten 11 Tage waren von Entscheidungen geprägt. So hat sich Barbara bereits in Les Sable d’Olonne auf den Heimweg über Nantes gemacht. Durch den längeren Aufenthalt auf der Ile de Noirmoutier hat sich Bilbao oder Santander leider erledigt. Das war nicht mehr zu schaffen. Alle anderen Möglichkeiten haben sich als zu aufwendig herausgestellt. Gut, nun bin ich wieder allein unterwegs.

Die ganze Küste von Saint-Gilles-Croix de Vie, über Les Sable d‘Olonne bis La Rochelle ist vom Regattasegeln geprägt. Man kann es einfach nicht übersehen. In Croix war ja der Herr Beneteau zuhause und es ist aktuell noch Standort der gleichnamigen Werft, die 1884 gegründet wurde. Auch wenn bei uns in erster Linie nur Segelboote dieser Marke bekannt sind, ist der große Markt sicher der der Angelboote. Nunja, der Herr Beneteau hat ja mit schnellen Fischerbooten angefangen. Heute ist Beneteau auch bei schnellen Seglern gelandet.

Zum Beispiel die Figaros

Les Sable ist Ausgangspunkte vieler großen Regatten, der Vendee-Globe, der Minitransat mit den Pogos und aktuell das gerade stattfindende Golden-Globe-Race. Dies ist eine Rund-um-Welt-Regatta mit den Bedingungen, keine elektronischen Hilfsmittel an Bord zu haben, einzige Ausnahme ist Funk. Weitere Bedingungen sind, es muss ein Langkieler sein mit einer Länge von 9,75m bis 11m, gebaut vor 1988, also klassischen alten Yachten. So hat es ein Sir Robin verfügt. Immerhin haben sich 16 Teilnehmer auf den Weg gemacht, die die Navigation mit Sextanten beherrschen. Respekt!

Das große Vendee Globe Bild am Hafen

Und da ist ja auch der Hamburger Boris Herrmann

Pogo in der Einfahrt

In Les Sable haben wir noch einige Erkundigungen zusammen unternommen. Es gibt ja hier auch noch eine Stadt in Historisches zu sehen.

Einen weiten Blick auf den glitzernden Atlantik an der langen Mole

Plätschernder Atlantik

Prieuré Saint-Nicolas – Eglise Artistique des Sables d’Olonne

Auch als Festung genutzt

Und ich habe die Pause in Les Sable genutzt, um meine amica wieder fit zu machen. Ganz oben auf der Liste stand ein neues Echolot, bzw. die Zentraleinheit. Seit einiger Zeit verabschiedete sich die Tiefenanzeige. Ich hatte die Hoffnung, mit dem Tausch der Zentraleinheit das Problem zu lösen und so war es. Auf einmal war der Hafen nur noch halb so tief wie vorher und auf den folgenden Trips hat sich die neue Anzeige bewährt.

Da ich nun den Weg von Royan bis Bayonne allein machen muss, bestellte ich kurzerhand einen Autopiloten für die Pinne. Ich plane ja, die Strecke möglichst bei schwachen Wind in einer Nachttour abzufahren. Die Einfahrt von Arcachon bei herbstlicher Atlantikdünung zu meistern, erscheint mir als zu gewagt. Es werden auch keine Betonnungen auf den Seekarten angezeigt, weil sie andauernd dabei sind, diese neu auszulegen. Die Sandbänke verändern sich permanent. Einheimische können die Durchfahrt wahrscheinlich ohne Probleme befahren. Ähnliches gilt für Capbreton, da hat sich nach letzten Hafeninformationen eine nahezu trockenfallende Sandbank in die Einfahrt verschoben. Empfohlen wird, dies nur bei Hochwasser und niedriger Dünung zu queren. Nein, dann fahre ich lieber gleich 10 Seemeilen weiter bis Bayonne mit einer sicheren Einfahrt.

Die Brücke zur Ile de Re kurz vor La Rochelle

La Rochelle war nichts für mich. Verkaufsschauen für Boote ohne Ende, alles ein wenig zu groß. Und dann noch kein Wasser am Ponton. Bin gleich am nächsten Morgen weiter nach Royan.

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La Rochelle – Aviles