Dienstag, 18. Juni 2024
Royan
Nach so viel Landluft war es natürlich ein Genuss, am 17. Juni abends in Royan tief durchzuatmen und die Seeluft einzusaugen. Diese Luft ist klar und feucht, und dann noch ein lang anhaltendes Gewitter in der Nacht, das tut einfach nur gut.
Amica traf gegen 13.30 am Hafen ein und der Transporteur hat es erreicht, schon vor dem offiziellen Termin das Boot vom Trailer zu bekommen. Ich habe anschließend die Zeit genutzt, das Unterwasserschiff zu reinigen.
Amica auf dem Trailer, noch sehr dreckig
Amica im Travel-Lift nach der Hochdruckreinigung
Die Wasserung war einfach und schnell. Die können das hier.
Montag, 1. Juli 2024
Saint Gilles Croix de Vie
Ausfahrt Royan, sieht von außen nicht so schön aus.
Die Vororte sind da schöner.
Und auch meine Fender erstrahlen wieder in Weiß, nachdem ich alle durch das Schleusen verdreckten Hüllen entfernt hatte.
Am Ende der Gironde, etwa 4 Seemeilen von Land entfernt, erstreckt sich eine Sandbank, so ungefähr mitten auf dem Meer. Zahlreiche Wracks ringsherum zeugen von der Gefährlichkeit dieser Bank, der Banc de Matelier bzw. auch der Banc de Coubre.
Die Ile d’Oleron, ewig langer Sandstrand und kein einziges Hotel!
An der Spitze der Insel befindet sich der Hafen Saint Denis, etwas trist hier.
Einzig der Hafen hatte viele Restaurants.
Hier gab es endlich einmal die Cacahuètes zum Bier.
Das Galette hat ziemlich schwer im Magen gelegen. Buchweizenmehl eben.
Weiter auf dem Weg nach Norden an der Ile de Rè entlang, wieder ein endloser Sandstrand ohne Menschen. Habe ich für den ersten Törn 8 Stunden gebraucht, waren es jetzt auch wieder 6 bis Les Sables d’Olonne. So habe ich mir eine Pause verdient, außerdem gab es einen Regentag mit Starkwind aus Nordwest. An diesem Regentag haben die hier ihren Ironman veranstaltet, erst 2 km Schwimmen, dann 70 km Fahrradfahren und anschließend noch einen Halbmarathon.
Der Hafen war natürlich gesperrt.
Hier kam das Hauptfeld zurück.
Und an der Tauschstation ging es hoch her.
Beim anschließenden Lauf konnte man schon vereinzelt sehen, dass das alles ganz schön anstrengend ist. Respekt für die über 2000 Nichtprofis, die sich da durchkämpften. Es gab etwa 60 Profis und die brauchte etwa knapp 4 Stunden. Der letzte Nichtprofi schloss die Strecken mit 6,5 Stunden ab, gerade vor dem Beginn des kräftigeren Regens.
Am nächsten Tag wollte ich ja eigentlich direkt zur Ile d‘Yeu, aber der wenige Wind kam genau daher. So habe ich mich für 17 Seemeilen nach Saint Gilles Croix de Vie entschieden, aber auch unter Motor, denn den spitzen Winkel kann man nicht segeln und bei dem schwachen Wind aufzukreuzen hatte ich keine Lust.
In Saint Gilles Croix de Vie haben sie auch einen Turm auf der Capitainerie
und lustige Comics an den Mauern im Hafen.
Nur die Statue von Monsieur Beneteau habe ich nicht wieder gefunden, sie scheint weg zu sein. Schade, ich wollte sie doch einmal fotografieren.
Samstag, 13. Juli 2024
Port Tudy – Île de Groix
Das Wetter ist hier bretonisch, ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie das war mit permanenten 30 Grad. Seit gut zwei Wochen ist der Sommer vorbei, nach dem Regentag in Les Sable wurde es nicht mehr richtig warm, kaum noch über 20 Grad. Und der Wind hat hier meist westliche Richtungen und weht manchmal recht stark. Ich muss jetzt immer die Lücken ausnutzen, also gutes Wetter und keinen West- oder Nordwestwind.
Ich habe es aber geschafft, befinde ich mich hier doch kurz vor dem Finistère. Fast bin ich wieder im Zeitplan, wollte ich doch die Westspitze Frankreichs Mitte Juli umrunden. Nun kommt es nur noch auf das richtige Wetter an. Loc-Tudy, Audierne, Camaret-sur Mer und dann L’Aber Wrach, und ich bin in der Nordbretagne. Da fühle ich mich dann sicher schon wie zu Hause.
Von Saint-Gilles-Croix de Vie fuhr ich zur Île de Yeu, leider unter sehr ungünstigen Bedingungen, Wind und See von vorne, später noch Nieselregen dazu. Ich wollte aber diesen westlichsten Punkt erreichen, denn von dort sind es nur zwei längere Schläge nach Nord und ich wäre die nervige Dünung erst einmal los.
Die Ausfahrt Saint-Gilles bei Niedrigwasser. Hier ist alles wieder auf Felsen gebaut, die Sandküste ist vorbei. Kurz nach dieser Aufnahme hatte ich eine heftige Grundberührung, war aber kein nackter Felsen, dazu hat es nicht laut genug gerumst. Mit laufendem Motor und starker Kränkung konnte ich mich aber wieder in die Mitte des Fahrwasser verholen. Die roten Tonnen liegen hier echt fast auf dem Trockenen.
Vor der Hafeneinfahrt gibt es nackte Felsen.
Im Nieselregen kurz vor Port-Joinville auf der Île de Yeu.
Hier gab es dann wieder eine Zwangspause wegen dem doch heftige Nordwestwind. Der Ort Joinville und die Insel scheinen etwas trist zu sein.
Straßen
Verfallende Fabriken. Übrigens werden hier, wie auch auf der Île de Noirmoutier und an Land immer noch viele Fischkonserven hergestellt. Dieser Hafen ist auch ein sehr großer Fischereihafen. Die ganze Gegend ist Frankreich Zentrum der Fischkonservenfabriken.
Bleu dominiert viel, so auch bei dieser Creperie
und nebenan die Mairie mit dem französischen Leitspruch: Liberte, Egalite Franternite.
Die Hafeneinfahrt wirkt etwas düster, aber das passt zu diesem Hafen.
Auf dem Weg nach Norden wurde mir immer deutlicher, dass ich hier schon war. Der einzige Unterschied: auf dem Weg nach Süden hatte ich die Küste immer links an Backbord, nun ist es andersherum, immer rechts an Steuerbord. Deshalb werde ich auch nicht alles dokumentieren, aber trotzdem, die Île de Noirmoutier mit dem Hafen L’Herbaudiére ist einfach zu schön. Besonders wenn man von der Île de Yeu kommt, musste ich doch einiges festhalten. Das Stadtbild ist einfach gefälliger. Ein paar Beispiele:
Die Hauptstraße
Mein Bäcker
Dieses Fischereiaufsichtsfahrzeug gibt es immer noch. Wer hat sich wohl diesen Namen ausgedacht.
Bei diesem Segler ist der Name Programm, einfach schön.
Und hier gibt es auch einmal Musik vom Wind.
Auf dem Weg nach Norden habe ich die Loire gequert, und jetzt wieder alles unter Segel. Es lief da noch ganz gute Dünung.
Am Plateau de la Banc war das dann vorbei.
Ich kam nach La Turballe und musste erst einmal Staunen, ob der sehr sehr vielen Segler, die gerade den Hafen verließen. Alles Regattasegler, allerdings mit verschiedenen Zielen. Wie ich später im Hafen erfuhr, startenden sie gerade eine Regatta Transquadra nach Martinique mit Zwischenstopp auf Madeira. Verrückt oder nicht, die segeln hier an der Küste sowieso viele Regatten.
In La Turballe musste ich auch wieder pausieren, denn das nächste Ziel Haliguen auf Quiberon lag ziemlich genau im Nordwesten. Der Wind kam einmal wieder von dort.
Die Gebäude habe hier schon bretonischen Stil, graue Dächer und teilweise mit Natursteinen gebaut.
Über Haliguen ist nichts mehr zu sagen, eine Nacht und es ging weiter nach Port Tudy. Wieder alles unter Segel, das ist ja fast unnormal. Kurz vor der Île de Groix wurde aber der Wind abgestellt. Ich war um 14 Uhr im Port-Tudy in der Hoffnung auf einen vernünftigen Liegeplatz. Auf gar keinen Fall wollte ich im Vorhafen an einer Tonne liegen. Alles schon wieder voll, aber man stellte mir in Aussicht, in den inneren Hafen zu kommen, dem Bassin á flot, bei Hochwasser. Hochwasser war so gegen 21 Uhr, ab 20 Uhr könnten sie das Dock öffnen. Aber von 14.30 Uhr bis 20.30 Uhr gab es kräftigen Dauerregen und keiner tat mehr irgendwas. Das Tor blieb zu. Am nächsten Morgen konnte ich aber gegen 8 Uhr verholen. Hier liegt man besser, ist aber mehr oder weniger nur für kleine Boote gedacht. Endlich bin ich einmal im Vorteil. Vom Port-Tudy gibt es jetzt eine Menge Bilder, denn hier war ich noch nicht.
Der Gästehafen, ab 13 Uhr ist hier wieder alles voll.
Das Sperrtor zum Bassin á flot
Die rustikale Hafeneinfahrt
Die Felsenküste rechts und links von Hafen
Die „Hafenmeile“
Amica im Bassin
Die Gendarmerie in einem schönen Gebäude.
Samstag, 27. Juli 2024
Roscoff
Es ist geschafft, das Finistère liegt hinter mir und ich befinde mich wieder im Ärmelkanal. Dieses Mal gab es eine anhaltend instabile Wetterlage. Bis Camaret-sur-mer konnte ich noch gut vorankommen, dann hieß es warten auf die entsprechenden guten Konditionen, um dann die zwei Törns durchzuziehen, über L’Aber Vrac’h nach Roscoff. Für diese Ecke brauchte ich über eine Woche und dazu ist es nass und kühl geworden.
Die milde und liebliche Südbretagne habe ich noch total genossen, mit Flaute und viel Sonnenschein. Von der Île de Groix musste ich schon die halbe Strecke mit Motor nach Concarneau fahren, der Wind war einfach zu schlapp und ein wenig muss man hier auch auf die Strömungen schauen.
In Concarneau kam die erste Schlechtwetterphase, mit viel Regen und Starkwind, ich blieb 3 Tage. Bei solchem Wetter brauche gar nicht an eine Umrundung des Finistère denken. Dafür konnte ich hier in aller Ruhe Wäsche waschen und die Ville close besichtigen. Die Ville close ist eine mit einer Festungsmauer umgebene mittelalterliche Stadt, inzwischen natürlich ein touristisches Highlight. Trotzdem habe ich mich dort hineingewagt und es hat sich gelohnt.
Viele sehr alte Häuser, im bretonischen Stil
Interessante Hinterhöfe
Und die Gebäude werden natürlich auch als Restaurants genutzt.
Die gab es aber auch in der Stadt vor der Festung.
Am L’Amiral bin ich immer vorbeigelaufen. Da saßen doch morgens wirklich viele Leute bei einem Petit Café. Haben die das zum Kult erhoben, weil „Le commissair Dupin“ das auch immer tat?
Jetzt habe ich Probleme beim Tanken. Alles ist Self-Service und leider nur mit Kreditkarte. Habe ich leider nicht mehr und manuell geht gar nichts. Doch in Loctudy soll das noch möglich sein.
Nach Loctudy konnte ich an einem schneeweißen Strand entlangfahren. Das sah von weitem aus wie Karibik. Dies wird wohl der letzte lange weiße Strand sein, denn ab hier dominiert immer mehr die raue Felsenküste.
Der Einfahrtsturm nach Loctudy ist eine besondere Nummer. Hier in Loc-Tudy ist wirklich noch Tanken nach alter Methode möglich, also mir Abrechnung zum Schluss.
Die erste (südliche) Spitze des Finistère ist geschafft. An ihr liegen viele Felsen im Wasser. Entweder man rundet mit großem Abstand oder navigiert gut an den Felsen entlang.
Auf dem Weg nach Audierne haben sich wieder meine Freunde, die Delfine, eingefunden und nicht wenige. Viele Gruppen kamen immer einmal wieder vorbei und macht dann Sprung- und Tauchübungen, aber hatten leider kein weiteres Interesse am Boot. Nur einer hat sich amica von unten angesehen. Der schwamm neben her und drehte andauernd seinen Kopf zum Boot. Leider konnte ich diese schnellen Delfine nicht fotografieren, sie tauchten einfach zu schnell ab.
Die Einfahrt nach Audierne, es gibt hier doch noch tolle Strände.
Und eine schöne Altstadt.
Dabei liegt dieser Hafen auch noch in einem grünen Flusstal.
Morgens früh fuhr ich dann unter Motor zum Point du Raz.
Auf dem Weg dorthin gab einige Nebelfelder, die von den Hängen auf das Wasser schwebten. Ich kam da noch durch, die hinter mir fuhren in Nebelbänke.
Das Cap Point du Raz. Genau rechtzeitig bei Tidenkenterung war ich da, also keine Probleme, aber auch Windstille. Hier musste ich nun wirklich Abschied nehmen von der Biskaya, der Süden ist nun Geschichte.
Kurz vor der Einfahrt nach Camaret-sur-Mer konnte ich mich auf die raue Nordbretagne vorbereiten. Richtig schöne scharfkantige Felsen, nicht so rundgewaschen wir im Süden.
Nun sitze ich hier in Camaret-sur-mer und versuche, die optimale sichere Passage für die restliche Strecke bis Roscoff zu finden. Aber alle guten Bedingungen kann man natürlich nicht haben, solche Faktoren wie Tageszeit oder Regen sind zweitrangig. Die wichtigen Dinge sind Strömungen, Wellenhöhe, Windrichtung und -stärke. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als viele segelnden Menschen aus Nordeuropa um die Bretagne einen großen Bogen machten. Ohne GPS und Kartenplotter ist das Navigieren hier sicher eine Herausforderung, als sicherer Weg galt damals, an der südenglischen Küste entlang und dann einen großen Bogen um die Westspitze Frankreichs. Mit Plotter ist es doch viel einfacher, wenn man auch auf Wetterbedingungen und Strömungen achten muss und diesen Ceoff, die Koeffizienten des Wasserstands. Unterschiede zwischen Nipp- und Springtide machen auch hier gute 2 m aus. Das verändert Strömungen.
Nach fünf Tagen hatte ich dann mein Fenster nach L’Aber Vrac’h, von dem angesagten Südwestwind mit 2-3 Bft war natürlich nichts zu sehen. Dummerweise war dies der Tag mit einem hohen Coeff, aber noch weit entfernt von anderen Höchstständen, ungefähr 80% einer normalen Tide. Es wurde aber doch etwas unangenehm am Ausgang Rade de Brest, ablaufendes Wasser mit unterlaufender Dünung macht es sehr unruhig.
Manchmal gibt es auch schöne Türme, wie hier der an der Einfahrt zu Passage Chenal du four. Etwas zu früh an der Ecke Pointe de St. Mattieu gab es nun noch etwas Gegenstrom von Nord bis zu 2 Knoten bis etwa L’Aber-Ildut. Deshalb fuhr ich dicht unter Land an den Felsen entlang. Das machten eine Reihe einheimischer Segler auch. Was die können kann ich auch. Außerdem war hier die See schlagartig weg, absolut ruhiges Wasser hinter der Île de Beniguet, der Île de Molene und der Île de Quessant. Erst die letzte Stunde vor der Einfahrt nach L’Aber Vrac’h wurde es aufgrund der nun gut nordwärts setzenden Strömung und der nördlich um die Île de Quessant herumlaufen Dünung wieder unruhig.
Turm auf Felsen. Aufgrund der Felsen gibt es hier viele Türme, aber schön sind sie nur in Ausnahmefällen.
In L’Aber Vrac’h musste ich erneut eine Schlechtwetterphase abwarten und auf die Frühtide warten. Mitten in der Nacht fahre ich hier nicht los und zwischen den Felsen durch. Nach 3 Tagen stellten sich dann günstige Bedingungen ein: Wind gegen null und Start morgens um 7 Uhr kurz nach Sonnenaufgang mit Hochwasser in Roscoff gegen 12 Uhr. Das sollte zu schaffen sein, denn es läuft zusätzlich guter Strom bis zu 4 Knoten.
Morgendliche Ausfahrt aus dem L’Aber Vrac’h, ziemlich kühl und sehr feucht, doch die Sonne setzte sich noch durch.
Diese Seezeichen erstaunen mich immer wieder, Tonnen werden hier nicht ausgelegt, sondern öfters gemauert, dabei nutzt man vorhanden Strukturen wie Felsen. Also bloß keine Tonne runden!
Der Leuchtturm der Île de Vierge bei morgendlichen Lichtspiel
Ebenso ein tolles Bild von amica © Christel S
An der Nordküste entlang beschleunigte mich die Strömung auf bis zu 8 Knoten über Grund. Ich brauchte für die gut 33 Seemeilen trotz Gegenströmung von insgesamt ca. 1 Stunde am Anfang und am Ende des Törns nur 5 Stunden. Wie auf dem Weg nach Süden fuhr ich wieder die Passage zwischen der Île de Batz und Roscoff hindurch.
Die Insel hat natürlich auch einen Leuchtturm.
Und sie ist bewohnt!
Auf der anderen Seite befindet sich Roscoff.
Hier geht es weiter: Von Roscoff nach Calais