Montag, 20. Mai 2024
Séte
Nun haben wir das Mittelmeer verlassen.
Aber wie immer der Reihe nach.
Wieder zurück in Frankreich.
Es war ein kurzer Weg zur Grenze (5 Seemeilen), vorbei an Llanca
und entlang der abfallenden Ausläufer der Pyrenäen.
Am Cap Cebére liegt die Grenze und da sind wir gerade drüber.
Der Hafen Cebére ist der erste Hafen in Frankreich. Doch wir fuhren weiter bis Saint-Cyprien-Plage. Hier gibt es bereits Sandküste, die Berge liegen weit im Land. Zuweilen konnten wir die schneebedeckten Spitzen der Pyrenäen sehen. Wie vorhergesagt frischte der Wind in Saint-Cyprien ab 14 Uhr schnell auf über 15 Knoten auf und die Gewitter zogen von den Pyrenäen auf uns zu. Wir waren froh, den Törn am früher Vormittag unternommen zu haben und gegen 13 Uhr bereits gut vertäut im Hafen zu liegen. Am nächsten Tag war das Auffrischen bereits für 12 Uhr angesagt. Wir trauten uns nur einen Katzensprung nach Canet en Roussillon zu, 5 Seemeilen weiter. Das verkürzt dann die Strecke nach Port La Nouvelle.
In Canet en Roussillon haben wir Frankreich wiederentdeckt. Hinter der Strandzeile mit den typischen Betonklötzen befindet sich immer noch der alte Ort.
Typische französische Häuser
und typische französische Gassen.
Und wir haben es geschafft, die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen zu fotografieren.
Nach Port La Nouvelle starteten wir wieder früh.
Port La Nouvelle ist ein größerer Industriehafen und sie bauen gerade an der Hafenerweiterung. Dies war leider nicht auf der Plotterkarte vermerkt und wir suchten uns den Weg an den neu geschaffenen Molen entlang in den Hafen. Letztendlich war das aber kein Problem, die alte Einfahrt besteht immer noch so wie auf der Karte, nur dass da ein riesiges neues Hafenbecken entstanden ist.
Der letzte Trip nach Séte war dann ein sehr langer, knapp 40 Seemeilen oder in Stunden, es waren 7,5. Alles unter Motor. Egal, wir sind jetzt hier und nun wird amica für den Canal du Midi vorbereitet.
Séte
Abschied vom Mittelmeer, wie immer mit unruhiger See.
Mastlegen in der Werft, mir gefällt der französische Ausdruck: coucher le mat = den Mast schlafen legen.
Amica ohne Mast, der ist jetzt im Bett
28. Mai 2024
Homps im Canal du Midi
Inzwischen sind wir schon eine Strecke im Canal du Midi vorangekommen und jetzt fällt die Entscheidung, die Durchquerung Südfrankreichs abzubrechen. Das hat mehrere Gründe. Der wichtigste Grund: der Canal de Garonne ist wegen einer kaputten Brücke auf unbestimmte Zeit gesperrt. Dann haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Schleusenarbeit doch ganz schön anstrengend ist. Dazu braucht es mehr Hände, drei Leute wäre das Minimum, zwei auf der Schleuse und einer an Bord. Zu zweit sind die Aktionen in den Schleusenkammern, immerhin bis zu 7 m tief, schon abenteuerlich und mit viel Laufarbeit verbunden. Barbara muss am 31. Mai nach Hause (ab Toulouse) und ich bin dann definitiv allein. Die letzte Strecke bis Toulouse wollen wir uns nicht mehr antun. So sitze ich jetzt hier in Homps und versuche ein französisches Transportunternehmen zu gewinnen, um amica auf dem Landweg von hier nach Verdon-sur-Mer oder Royan, direkt am Atlantik transportieren zu lassen.
Die Einfahrt zum Canal du Midi.
Wir sind hier richtig.
Die erste Nacht haben wir an der Schleuse Portiragnes verbracht, weil im Hafen Cassafiéres kein Platz war. Von da ging es dann mittags weiter nach Bezier, bis dahin war alles noch einfach. Dann kamen die tiefen Schleusen mit bis zu 7 m und die siebenstufige Treppenschleuse bei Fonserannes
Schleusentreppe bei Fonserannes, die erste Schleusenkammer.
Schon hier haben wir gemerkt, dass Schleusen und Fotografieren zusammen nicht funktioniert. Wir brauchten alle Hände für die Leinen.
In Capestang hatten wir schon die Anstrengung in den Knochen, obwohl die Fahrstrecke nur 9,8 Seemeilen lang war. Von dort ging es dann 22 Seemeilen nach Homps, wir brauchten 7 Stunden dafür. Dreimal musste ich den Motor von Kraut befreien, was immer hieß, Motor aus, Motor hochziehen, Schraube reinigen und dann wieder Motor herunterlassen und anschmeißen. Die Sonne schien dabei unerbittlich. Viele Schleusenkammern waren weiterhin hoch, Barbara musste immer vorher aussteigen und die Schleusen hochsteigen, danach auf die Schnelle zwei Leinen auf die Poller legen. Die Vorleine holte sie beim Steigen des Wassers von oben ein, die andere ich an Bord.
Das Einlassen des Wassers in die Schleuse geschieht strudelnd und ist ein Wildwasser, da muss an den Leinen ganz schön ziehen. Nach einer Nacht in Homps haben wir dann entschieden, das ist zu viel für uns. Hier gibt es einen Kran in der Mietbasis von Le Boat, einem Bootsvermieter am Canal du Midi. Ansonsten hat das Dorf mit 600 Einwohnern nicht viel zu bieten.
Wir haben trotzdem viele schöne Ecken im Canal du Midi gesehen
Brücken
Tunnel Malpas
Im Tunnel
Tunnelausgang
Schleusen
Blick auf die Pyrenäen
Bewohner am Canal du Midi
Wunderschöne Zypressen
Capestang
In den 3 Wochen Homps konnte ich viel beobachten. Besonders sind mir natürlich die Leute aufgefallen, meist Amerikaner, Engländer und sehr viele Deutsche. Nicht alle fuhren Mietboot, sondern sind wahrscheinlich auch wegen der Weinanbauregion Minervois hier.
In der Capitainerie, in der sich auch der Sanitärbereich befindet, wurde man gleich zur Weinverkostung geladen.
Weinanbau um Homps herum.
Um jedes Wochenende herum war hier auf dem Canal-du-Midi ganz schön viel Verkehr. Das ist so etwas wie Bettenwechsel am Wochenende, nur sind es hier die Mietboote von der Basis von Le Boat.
Die Berge rahmten diese ansonsten sehr flache Gegend ein, aber sie waren doch sehr weit weg. Die dichteren im Norden, das obere Languedoc, im Süden sah man die Ausläufer der Pyrenäen.
Ja und dann gibt es noch den alten Ritterturm des Templerordens.
Und eine sehr große Kirche. Das passen wohl alle Einwohner Homps hinein.
Aber es wurde Zeit, das ich hier wegkomme, zu hohe Temperaturen, sehr trockene Luft, viele Gräserpollen und der fehlende Sound und Geruch des Meeres. Ich konnte für den 17. Juni einen Transporteur gewinnen, der das Boot am 18. Juni in Royan liefern konnte. Das war eine umfangreiche Organisation.
Der Kran bei Le Boat
Amica auf dem Trailer, sehr professionell gemacht.
Ich selbst musste dann eine 8-stündige Bahnfahrt unternehmen, mit viermal Umsteigen. Hat aber gut geklappt und ins Hotel in Royan schaffte ich das dann auch noch vor 22 Uhr.
Nächster Menüpunkt: Atlantik-Biskaya