Allein nach Frankreich

(B)Logbuch, chronologisch

Von Wedel bis Le Havre

  1. Mai 16 (Pfingstsonntag)

Seit heute liegt amica fix und fertig beladen im Hafen und zappelt in den Leinen. Bald geht es los, ich warte nur auf das Wetterfenster, denn bei 6 Bft. auf der Nase und kaltem Regenwetter muss ich nicht die Leinen losmachen.

  1. Mai 16

Es sieht so aus, das ab Freitag die Bedingungen stimmen:

Windrichtung ok, nicht mehr saukalt und mehr trockene Phasen

  1. Mai 16

Jan und ich sind pünktlich in Cuxhaven angekommen, das war der Tourauftakt. Gestern hat es uns nach Glückstadt gewaschen, wir hatten Dauerpiesel bis in die Nacht. Heute wurden wir nach Cuxhaven gepustet, trotz gerefftem Großen und Kreuzfock immer um die 6 kn. Und die meiste Zeit fuhren wir gegen Tide, die läuft auch gerade extrem ungünstig.

  1. Mai 16

Nach etlichen Tagen erzwungener Akklimatisation in Cuxhaven, es war kalt und nass und der Wind ständig aus der falschen Richtung (SW-W), soll es nun morgen weiter gehen. Mal sehen, ob ich auf Spiekeroog lande. Zu berichten gibt es über diese Tage nichts und was ich so treibe? Schleifen, Putzen, Nähen und den Mast endlich gut trimmen. Also langweilig wird mir nie. Jan ist am Sonntag bereits nach Hause gefahren, dafür war Barbara bis Dienstag da. Ab Mittwoch bin ich dann wirklich allein unterwegs.

  1. Mai 16

Nach Spiekeroog – allein unterwegs

Endlich soll es weitergehen, aber was für ein Trip. Die Wettervorhersagen stimmen überhaupt nicht mit der Realität überein. Angesagt ist nördlicher später östlicher Wind 3-4 leicht bewölkt und diesig. Beim Ablegen um kurz vor 7 Uhr weht nur sehr schwacher Wind, na gut, es ist ja noch früh und der Wind ist sicher noch nicht aufgestanden. Es ist extrem diesig. Das kann alles nur besser werden.

Kugelbake tschüss

Der Motor läuft immer noch bei der Tonne Elbe 1 und dann wird aus diesig Nebel.

Auf Kurs 240° fahre ich ins Nichts. Zwischendurch besucht mich ein kleiner Grünfink. Ich versuche ihn zu überzeugen, bis in Landnähe doch lieber bei mir mitzufahren. Doch dieser verflogene Vogel hielt sich nur kurz auf und im Boot auf, vermutlich war ihm der Lärm des Motors nicht geheuer. Er wird es leider nicht mehr zum Land zurück schaffen (über 10 sm).

Das erste Tonnenpaar der Alten Weser, nach Plotter muss das die Tonne Alte Weser 1 sein. Hin fahren schenkt man sich ja heutzutage, wird schon stimmen. Immer noch kein Wind. Eine Stunde später erreiche ich die Neue Weser bei Tonne 3 und 4 und es läuft schon gut auf, und von hier nach Spiekeroog bis zur Otzumer Balje wäre dies jetzt immer gegen Strom. Kurz entschlossen wähle ich den Weg nach Wangerooge durch die Harle, um übers Watt nach Spiekeroog zu fahren, dann meistens mit Strom.

Ja und was ist denn das, laut Plotter gibt es zwei betonnte Seegatten, eine Rinne geht über eine Sandbank. Na prima, da muss schleunigst ein Update gemacht werden. Die Tonnen kann ich aber gut ausmachen, denn selbstverständlich gibt es immer nur einen Weg. Kurz vor den Inseln und im Watt dann auf einmal herrlicher Sonnenschein, gut Sicht und leichte Brise aus NE. Ich habe aber keine Lust mehr auf Segeln und mache die restliche Strecke unter Motor. Nach guten 9 Stunden dann endlich fest auf Spiekeroog.

  1. Mai 16

Eigenartiges Revier, durch die Watten auf dem Weg nach Westen

Immer wieder, wenn ich die ostfriesischen Inseln erreiche, spüre ich sofort, hier ist vieles anders. Nicht nur beim Segeln durch die Wattfahrwasser, auch auf den Inseln tickt eine andere Uhr. Man hat es plötzlich nicht mehr eilig, wird ausgebremst. Segeln geht sowieso nur nahe bei Hochwasser, dazwischen hat man viel Zeit, die Planung übernimmt die Tide. Und an Land? Ohne Autoverkehr wird anscheinend jegliche Tätigkeit entschleunigt. Alles ist hier fußläufig dicht beieinander. Selbst ein Fahrrad ist überflüssig. Und diese Stille, nur am Wassersaum im Watt machen Vögel Radau. Bei Niedrigwasser dann aber ganz weit draußen.

Fahren durchs Watt heißt, segeln mit den Strom, segeln gegen Strom, segeln mit dem Strom und immer weiter so, bis das Wasser irgendwann weg ist und hier alles trocken liegt. Nur wer es ganz eilig hat und nicht die innere Ruhe findet, der jagt hier unter Motor durch. Wattenhochs mit der berühmten Handbreit Wasser unterm Kiel lassen es sinnvoll erscheinen, gaaanz langsam zu fahren, könnte ja doch noch mal ein Buckel kommen. Schön, dass ich hier durchfahre und nicht einfach schnell nach Westen lange Törns mache. Die Stimmung muss man einfach aufsaugen und mitnehmen.

Die 3er-Pricke zu Beginn oder Ende eines Wattenweges. Und Doppelpricken an den Wattenhochs gibt es auch noch.

Für das nächste Wattenhoch bei Baltrum reicht es zeitlich nicht mehr und ich bleibe auf Langeoog.

Nach Norderney

Wetter ist mal wieder eklig, Sprühregen und auf dem Wasser kalt. Aber immerhin gibt es Ostwind um 4. Das Wattenhoch bei Baltrum will ich frühesten 1,5 Stunden vor Hochwasser erreichen. Pünktlich angekommen reicht es trotzdem noch nicht und ich rutsche eine halbe Stunde über Grund. Damit bin ich aber nicht allein, auf einmal treffen sich hier über 20 Boote. Haben wohl alle das gleiche Zeitfenster geplant. Weiter über das Norderneyer Watt immer im Pieselregen erreiche ich durchgefroren Norderney nach 4 Stunden. Strecken sind das ja nicht, im Watt geht es halt langsam voran. Warum auch nicht.

Zur Navigation hier einige Bemerkungen: Plotter sind ja ganz schön, aber untauglich im Watt. Selbst die amtlichen Seekarten stimmen hier nicht immer. Priele und Tiefen verändern sich zu schnell, außerdem werden seit Jahren nur noch die betonnten Rinnen vermessen. Aktuelle Information über Tonnenverlegungen und Lottiefen findet man auf den Seiten der WSAs oder in den Häfen. Ansonsten heißt es, immer schön die Augen auf und Tonnen bzw. Pricken suchen, dann klappt es auch.

  1. Mai 16

Nach Borkum

Einen Tag Pause auf Norderney, es weht doch recht kräftig aus NE, dafür aber schönstes Wetter, von wegen Unwetter in Norddeutschland 5-6 Bft und Gewitterböen, so die Wettervorhersagen), nicht mal Regen gab es.

Heute dann der Törn nach Borkum, auf längere Strecken (50sm und mehr) habe ich noch keine Lust. Klar, dass die Welle von gestern noch steht, besonders nervig im Norderneyer Seegat und im Schluchter. Doch draußen wird es auch nicht besser, ca. 1,5m Dünung aus N und eine kleinere Welle aus NE. Bei 2 Bft. aus NE kann man so nicht vor dem Wind segeln, ich lasse deshalb den Motor immer mitlaufen. Und was für eine miese Sicht. Von Juist habe ich nichts gesehen, die Tonnen tauchten erst eine halbe Seemeile vorm Erreichen auf. Jetzt hat sich mal der Plotter bewährt, ich war aber auch zu faul, Wegpunkte in das Hand-GPS einzugeben. Bei Niedrigwasser dann im Riffgat und die Westerems mit Strom aufwärts nach Borkum. Dieses Gewackel schlaucht auf Dauer doch ganz gut. Trotzdem werde ich morgen versuchen, nach Lauwersoog zu segeln und dann soll es Binnen weitergehen. Die Windrichtung bleibt wohl noch etliche Tage und würde immer wieder nerviges Geschwelle bedeuten.

  1. Juni 16 Groningen/Niederlande

So, ich wähle nun doch nicht den Weg außen herum. Nach genauerer Betrachtung des Seegats bei Schiermonnikoog auf den Seekarten sieht das bei dieser Windrichtung nicht gerade einladend aus. Und heute Morgen weht es schon mit auf Borkum gemessenen guten NNE 5 Bft. So fahre ich lieber die Ems aufwärts – nur mit Kreuzfock –  immer zwischen 5 und 6 Knoten auf der Logge und bei Delfzijl geht es in den Kanal. In Groningen ist jetzt Schluss. Der neue Plan: Binnen über Dokkum und Leeuwarden ins Ijsselmeer und nach Amsterdam.

  1. Juni 16

Binnen über Delfzijl ins Lauwersmeer und nach Harlingen – dann Den Helder!

Bin gerade unter Motor über Groningen, Lauwersmeer, Dokkum und Leeuwarden in Harlingen angekommen. Anders geht es auch nicht mit stehendem Mast.  Ca. 50 Brücken und 4 Schleusen. Ich will raus hier! Deshalb gab es in Dokkum eine neue Entscheidung, nach Den Helder zu segeln, und nicht über das Ijsselmeer binnen weiter.

Heute lasse ich einmal die Bilder der vergangenen Tage sprechen.

Abschied vom deutschen Watt, Binnenrandzel in der Ems, immer noch mistiges Wetter, man sieht es.

Erste Grüße aus Holland, Eemshaven, besser kann ich es nicht sehen.

Holland modern in Groningen

 

Eine von 18 Brücken in Groningen und Hausboote

Ja und Bruggeld gibt es hier in Dokkum. 5 € für alle Brücken, leider nicht richtig zu sehen. Aber was zu sehen ist, das Wetter ist schön. Gestern noch bei kalten nassem Wetter über das Lauwersmeer und dabei gefroren, heute in kurzer Hose. Ohne Sonnenbrille geht gar nichts. Echt verrückt.

In Leeuwarden fährt man mitten durch die Stadt.

Meine Lieblingsbrücke in Leeuwarden, die Bootsklatsche, sie holt gerade aus. Es ist die letzte hier, Bruggeld für alles 7 €.  Im Van-Harinxma-Kanaal kostet es nix. Später in Harlingen gibt es sogar einmal ein Gewitter, kann man bereits an den Wolken sehen, die sammeln sich schon.

Auf dem Weg durchs Watt von Harlingen nach Den Helder probiere ich meine Pacific light aus. Zusammengebaut, eingestellt und eingehängt, sie funktioniert sofort. Schaut ins Kielwasser! Gerader Kurs!

 

Was zum Angucken:

Holland stinkt bis Harlingen, hier wird ohne Ende Gülle auf die Felder geschmissen. Ich habe gereizte Augen und permanent Nießattacken. Also jetzt auf dem Texelstrom doch lieber wieder Seeluft.

  1. Juni 16

Nach IJmuiden

Gestern war ein Mist-Tag in Den Helder, die Holländer nennen das auch Zeevlam und es lustig, die Definition zu lesen.

(Zeevlam
Laten we met zeemist, ook wel zeevlam genoemd, beginnen. In deze tijd van het jaar, late lente/vroege zomer, is zeemist een gebruikelijk weersverschijnsel. Strandliefhebbers die uitgingen van een zonnige en warme dag, keren snel huiswaarts. Wanneer dit massaal gebeurt, ontstaan heuse strandfiles. Zowel op de heenreis als op de (snelle) terugtocht naar huis. In plaats van zon en warmte, treft men op het strand somber en fris weer aan. We onderscheiden zogeheten advectieve zeemist en ‘gewone’ zeemist.)

Außerdem sind noch 6 Bft angesagt. Also gibt es einen Hafentag mit Einkaufen, Wäsche waschen und was man sonst so machen kann.

Abfahrt heute gegen 10 Uhr, die Ausfahrt ist aber kurzzeitig gesperrt, denn Marine hat hier in Den Helder absolute Vorfahrt. Danach immer dicht an der Küste entlang nach Süden. Weil Videos so schön sind, jetzt noch einmal die Pacific light im Einsatz, bei See und 4-5 Bft. Unter G1 und 5-6 kn schnell.

Schöner achterlicher Wind, morgens fast flau, ab 12 Uhr langsam zunehmend und ab 14 Uhr bis 6 Bft. Dann kommt die Tide von vorne, was das heißt, wissen Elbsegler zur Genüge. Später dann bei guten 5 Bft lege ich doch lieber wieder selbst Hand an. Immer kurz vor der Halse kostet Nerven und die G1 ist eindeutig zu viel. Zum Glück ist die Einfahrt in den Nordzeekaanal und nach Ijmuiden breit, so kann ich die Genua geschützt hinter der Mole bergen. Der Yachthafen von Ijmuiden ist total leer.

  1. Juni 16

Blankenberge – Belgien!

14 Tage von Cuxhaven bis hierher, trotz der Umwege! Aber der Reihe nach.

Eine Waarschip schwimmt wie ein Korken auf dem Wasser, sagt man, schön, aber sie bewegt sich auch so, ein kleiner Hüpfer. Und das muss man erst einmal aushalten. Boote, die sich Seadancer nennen, sollten mal Rock ‘n’ Roll probieren, so geht das nämlich ab. Das Deck ist immer schön trocken geblieben, nur der Skipper hat gelitten. Immer 6 bis 7 Stunden Rock ‘n’ Roll, das kann unsereiner nicht mehr ab.

Der kurze Törn nach Scheveneingen hat die gleichen Windverhältnisse wie tags zuvor, immer noch bei auflandiger Wind, kurze Stromsee, heute fahre ich aber mit G3 und Groß. Nach Scheveningen rein muss man sich anmelden, weil die Hafeneinfahrt sehr eng ist und bis zum Yachthafen ist es durch einen Schlauch gut eine Seemeile weit. Ich muss draußen im Seegang einen Funkspruch absetzen und mir dabei ironische Kommentare einfangen, weil ich amica als ‚small boat‘ ankündige, während in der Hafeneinfahrt Jollen kreuzen. Na gut, ich segel halt doch eine seegehende Yacht.

In Scheveningen entscheide ich mich für den Weg binnen durch die Schelde, es werden weiterhin nördliche Winde mit bis zu 6 Bft angekündigt und der Weg außen herum bis Vlissingen ist gut 70 sm lang, wenn man über die Sände fährt, sonst noch länger. Das muss nicht sein, also geht es von Scheveningen 24 Seemeilen bis zum Haringvliet runter und dann durch die Goereesesluis rein bis Hellevoetsluis.

Kleiner Nachtrag zu Rotterdam als größter Hafen Europas: er soll ja einen immensen Schiffsverkehr haben. Als ich von Nord auf die “crossing area for small crafts” zufuhr, suche ich eine Stunde vergeblich nach sich bewegenden Schiffen. Es gibt viele Ankerlieger, aber keinen einzigen Containerriesen. Wird hier einfach nur große Panik vor Schiffbewegungen gemacht? Auf der Elbe ist oft mehr los!

Binnen durch die Scheldearme durch ist zwar ein großer Umweg, dafür gemütlich und man kann jederzeit aufhören, wenn man will. Ich will aber durch und lege die Strecke von Hellevoetsluis nach Vlissingen (mit Zwischenstopp in Skab) in 2 Tagen zurück, natürlich viel unter Motor. Von Vlissingen bis hierher mit guter Tide in 3 Stunden, leider wieder unter Motor mangels Wind. Dafür ganz viel Regen und endlich warm. Der kalte Nordwind nervt auf Dauer.

Spülschleusen Haringvliet. Diese Sperrwerke in der Schelde sind beachtliche Bauwerke. Es ist etwas schwierig, in der Welle ein gelungenes Bild zu machen. Das üben wir noch!

Nun soll der Wind auf westliche Richtungen drehen, Zeit zum Ausruhen und allgemeiner Pflege.

  1. Juni 16

Immer noch in Blankenberge, es ist mal gut, auszuruhen. Ich habe auch endlich Zeit, mich mit diesem Land zu beschäftigen. In der Stadt ist es sehr gemütlich, von der Skyline an der Küste sieht man kaum was. Natürlich dominiert an der Küste die Architektur, also die vielen Hochhäuserblocks. Trotzdem oder vielleicht auf Grund dieser Komprimierung hat Belgien doch überwiegend Naturküste. Und es gibt in jedem Ort auch alten Bestand.

Die doch sehr schöne Einfahrt zum Hafen

Die Zeile vom Hafen aus

Und wenn man sich umdreht, sieht das so aus.

Was mir bereits in Ijmuiden, später dann in Scheveningen und besonders hier in Belgien auffiel ist, dass die Leute wieder geschäftiger unterwegs sind. Na gut, das erstere liegt in der Nähe von Amsterdam, Scheveningen ist sowas wie ein Vorort von Den Haag, aber hier? Liegt es vielleicht an der Bauweise, dass Menschen nicht lockerer sein können? Dabei ist hier touristisch noch gar nichts los. Ich bin mal gespannt, wie das in Frankreich sein wird. Vielleicht scheinen hier auch Mentalitäten durch. Die letzte sehr schön ruhige Situation habe ich in Den Helder erlebt, als mich die Kassiererin in einem Supermarkt zum ‚Wegen‘ (gesprochen weejen), zum Abwiegen des Obstes überzeugen musste. Sie konnte leider nicht englisch, mit Zeichensprache und in Niederländisch wurde das Problem gelöst und solange hat sie auf mich an der Kasse gewartet! Keiner wurde ungeduldig!

  1. Juni 16

Nieuwpoort – Belgien

Kräftiger Regen fällt gerade auf das Kajütdach und es extrem laut. Ich habe hier meine Tour nach Dunkerque abgebrochen, weil mir der Himmel nicht gefiel.

Na gut, bin bereits 3 Stunden hier, ab sicher ist sicher.

Der Weg die Küste entlang hat mir Oostende in verschiedenen Varianten gezeigt.

Eine echte Skyline, hoch, höher. Kann man von hier eigentlich England sehen, wenn man nur hoch genug baut?

Gestylte Seezeichen an der Hafeneinfahrt.

Dazwischen entdeckt man dann das alte Oostende, ein altes Seebad.

An der Küste tauchen immer wieder diese Hochhauszentren auf. Von hier – Nieuwpoort – nach SW hört das dann ziemlich schnell auf. Da beginnt ja auch Frankreich, die haben viel mehr Küste als die Belgier und brauchen diese Konzentration auf wenige Quadratmeter wohl nicht.

  1. Juni 16

Dunkerque – Frankeich

Heute fällt den ganzen Tag kräftiger Regen und ich habe die Befürchtung, dass dies einmal wieder ein Hafentag wird. Ich bin gerade zum Harbour-Office unterwegs, als mir ein Blick nach Westen Hoffnungen macht. Schnelle Entscheidung: Weil mal erneut null Wind geht, tucker ich die Strecke nach Dunkerque in 3 Stunden unter Motor, trocken, weit war es auch nicht. Und jetzt Sonnenschein! Nun freue ich mich, endlich in Frankreich zu sein. Ganz korrekt habe ich beim Grenzübertritt bei Tonne E 11 um 17 Uhr die Gastlandflaggen gewechselt. Und natürlich habe ich hier ein „petit bateau“.

  1. Juni 16

Boulogne-sur-mer

Hat Segeln irgendetwas mit Urlaub zu tun? Ich glaube es nicht. Es ist anstrengend, ärgern kann man sich auch gewaltig und flexibel ist man zumindest in strömenden Gewässern nicht. Der einzige oder wesentlich Unterschied scheint zu sein: ich habe mich dafür entschieden und kann jederzeit aufhören. Ich bin zudem immer an der frischen Luft und bewege mich. Das ist ja wohl gesund!

Trotzdem bin ich heute einmal richtig knille, nach kurzer Nacht  um 4 Uhr aufgestanden, um 4.30 Uhr abgelegt. Um 5.30 Uhr unter Segel und um 9.45 Uhr wieder im Hafen. Kein richtiges Frühstück – eine Banane – aber  immerhin Kaffee. Die Tour kann man auch abends um die Uhrzeit machen, doch da sollen ja Gewitter kommen, morgens ist es immer noch sehr friedlich.

Mir geht die sogenannte vorherrschende Windrichtung (SW) langsam gehörig auf den Zeiger. Seit 10 Tagen nicht mal eine kleine Drehung, der Wind ist nur manchmal weg und wieder da. Dazu kommt, dass natürlich das Wetter sehr feucht ist. Ich trockne jetzt schon das Boot mit meinem Heizlüfter. Morgens ist das auch kein Problem, weil es nachts immer noch sehr frisch wird. Abends ist das eindeutig zu warm.

Die letzten Tage: Dunkerque, wie auch Calais begeistern mich nicht gerade, nur die Franzosen scheinen sehr lustig zu sein. Dunkerque ist eine Industriestadt mit guten 8 Meilen Küstenbebauung. In Calais dominiert der Fährverkehr alles, baulich kam mir das wie die Plattenbauten im Osten vor. Doch muss ich eingestehen, ich habe mich in der Stadt auch  nicht viel umgesehen, war nur mal kurz einkaufen.

In Dunkerque muss ich einen Tag bleiben und breche morgens um 7 Uhr nach Calais auf, es ist bei dem vorherrschenden SW ein schöner Anlieger. Die letzten Meilen über die Flanderschen Sände (kurz vor Hochwasser, kann man da gut 6 m draufschlagen, dann interessieren Wassertiefen von 0,2m auf der Seekarte nicht mehr) dann eine Kreuz. 300m vor der Hafeneinfahrt von Calais erwischt  mich der Gegenstrom und zwar sehr heftig, innerhalb von Minuten erreicht er 3 – 4 kn. So schnell kann ich gar nicht die Segel bergen, ist dann unter Motor mühsam, zur Einfahrt zu kommen. Da gibt es natürlich eine Wartezeit von gut 30 Minuten, die Fähren haben Vorfahrt!

Von Calais, wo ich 3 Tage fest liege, bis hierher gibt es hauptsächlich S-Wind, an einer Nordküste ist das echt fein: glattes Wasser. Kurzzeitig sehe ich im Norden ein weißes Blinken, ja, da ist England, die Kreidefelsen von Dover. Es zieht sich aber schnell zu und England ist wieder weg. Ab Cap Gris Nez wird es eine volle Kreuz, mit weiterer schneller Sichteintrübung (feinster Nieselregen) bis fast Nebel. Die letzte halbe Stunde fahre ich lieber unter Motor, es wird mir doch etwas unheimlich, nichts mehr richtig sehen zu können und mit der Strömung ins Nichts gezogen zu werden. Die sehr hohen Molen von Bouloge-sur-mer sind aber sehr weit zu sehen. Auch hier muss man sich über VHF anmelden, doch warum, erschließt sich mir nicht. Jetzt kommt doch hier im Hafen tatsächlich wieder die Sonne raus, aber dabei ist es extrem schwül.

Zur Navigation:

Wesentlicher Faktor ist hier die Strömungsrichtung. Ich sage bewusst nicht ablaufendes oder auflaufendes Wasser, weil das hier mit Ebbe und Flut so eine Sache ist. Steht man auf der Hafenmole und das Wasser steigt, kommt es erst einmal von erst rechts und später von links. Fährt man mit dem Strom in eine Richtung, steigt und fällt das Wasser. Dabei geht es nicht um ein paar Minuten verschobene Ereignisse, sondern um Stunden. Zum Glück gibt es ja Stromtabellen und dafür habe ich mir extra noch einmal den französischsprachigen Bloc Marine gekauft, der Reeds Channel Almanac ist mir zu ungenau.

Dann sitzt man im Hafen und rechnet. Befindet man sich in einen Hafen, der wie Calais mit einem Fluttor geschlossen wird, muss man auch noch die Zugangszeiten zum Hafen mit einbeziehen. Heute war 3 Stunden nach Hochwasser  genau um 5.04 Uhr die letzte Öffnung der Brücke in Calais. Das machen die hier wirklich auf die Minute genau, die Zeiten stehen im Bloc Marine. Draußen war gerade Slack (keine Strömung), deshalb gab es kein besseres Timing, als genau diese Öffnungszeit zu nutzen, danach lief der Strom nach Westen. Um das Cap herum immerhin mit 4 kn. Es geht gerade auf Springtide zu und aktuell beträgt der Tidenhub hier 7 m. Calais würde ohne Fluttor extrem trocken fallen. Wenn all diese Berechnungen gemacht sind, kann man sich um Kurse und Wegstrecken kümmern, die eigentliche Navigation.

  1. Juni 16

Boulogne-sur-mer

Boulogne-sur-mer ist eine Stadt mit entsprechendem Ambiente: viele Läden, viele Menschen und viele Autos. Motive zum Fotografieren habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Der historische Kern ist zum Teil eine Baustelle. Deshalb jetzt nur ein paar beeindruckende Bilder vom enormen Tidenhub.

An der Größe der zwei Menschen kann sich orientieren, die Brücke ist lang.

Meine Augenhöhe ist ungefähr der Hafengrund in diesem Bereich. Rechts auf dem Niedrigwasserbild ist eine Schleuse zu sehen, beim Flutbild ist da gerade ein Motorboot hinein gefahren.

Es rauschte deswegen so kräftig über die Felsen, weil hier auch durch eine Spülschleuse entwässert wird.

  1. Juni 16

Le Treport

Heute will ich es einfach einmal ausprobieren, wie das ist, wenn man bei ungünstigen Bedingungen segelt. Gleich drei meiner eigenen Regeln missachte ich dabei bewusst:

  • Nicht gegen an zu segeln
  • Nicht bei auflandigen 5 Bft dicht an der Küste zu segeln
  • Keine Wind-gegen-Strom-Situation

Von Boulogne-sur-mer bis hierher nach Le Treport sind es 41 sm, da kann man schon etwas mehr Wind vertragen. Außerdem fahre ich mit leichtem Schrick in den Segeln immer so um die 6 kn. Ziemlich genau dauert die Fahrt 7 Stunden. Die meiste Zeit läuft der Strom mit, entsprechend baut sich eine See bis zu 1 m auf, aber nicht etwa gleichmäßig, sondern dazu noch viele Kreuzseen, von Dünung unterlaufen. Die Wellenspitzen erreichen so doch die 2 m. Nach anfänglichem mulmigem Gefühl bin ich nach einer Stunde sehr entspannt und begeistert, wie meine Waarschip diese Seen meistert. Na gut, ab und zu duscht es kräftig, nicht alle Seen kann man ausfahren.

Selbst meine Pacific teste ich bei diesen Verhältnissen, sie steuert perfekt gerade aus. Nur ist das nicht zum Aushalten. Klar, dass die Windsteueranlage keine Augen hat und keine Seen ausfährt. Es wird doch ziemlich nass an Bord. Deshalb setze ich mich einfach mit Blick nach achtern hin, damit ich nicht andauernd eine Dusche von vorne ins Gesicht bekomme. Doch rückwärts in die Wellentäler zu fallen mag mein Magen nicht so gerne. Also dann doch lieber wieder manuell steuern. Aber möglich wäre es auch in dieser See – ein beruhigendes Gefühl.

Die letzten beiden Stunden gegen den Strom sind dann echt zum Ausspannen, die Stromsee beruht sich sehr schnell, auch wenn hier und da noch mal ein kleiner Brecher kräftig überkommt. Dazu ist die ganze Zeit herrlichstes Sommerwetter, Sonne pur und an Land gleich warm. Fazit: Die Stromsee ist das Nervigste, weil kurz und immer leicht brechend.

Einige Bilder bei der Ansteuerung von Le Treport schaffe ich trotz Seegangs auch noch. Zum Hafen muss man durchschleusen. In der Schleuse dann ein Information zum Liegeplatz. Englisch spricht hier keiner, doch ist das überhaupt kein Problem. Ich muss nur ein wenig nachdenken, was denn der Liegeplatz am Ponton „Aasch“ bedeuten soll, ach ja: H

  1. Juni 16

Immer noch Le Treport

Nach Westen geht gerade gar nicht. Ich nutze die Zeit, um mir diesen Ort genauer anzuschauen.

Am Wochenende sammeln die Franzosen Muscheln, die lieben sie ja. Anhand des Bildes ist mir nachträglich klar geworden, dass der Tidenhub hier bis zu 9 m beträgt. Die Molen sind doch sehr hoch. An der grünen Kante kann man die Hochwasserlinie erahnen.

Auch als ich in den Hafen fuhr, sah das alles nicht so aus. Da habe ich nur die oberen hellen Bereiche der Molen gesehen. Der Hafen liegt durch die Molen (rechts im Bild) durch hinter einer Schleuse, sonst würde es ja arg trocken werden.

Die Stadt sieht ganz nett aus, doch die tollen Fassaden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Häuser leer stehen.

Zur Steilküste hoch fährt ein kleiner Lift, umsonst. 100 m sind auch sehr hoch und der Fußweg ist lang.

  1. Juni 16 Dieppe

Heute erlaube ich mir doch einmal von Anfang an eine echte Kreuz, es gehen ja auch nur 3 Bft. Natürlich Wind gegen Strom, aber für 15 Seemeilen kann man das ja vielleicht einmal ab. Die Erfahrungen von Boulogne bis hierher haben dies mir ja gezeigt, was auszuhalten ist und was nicht. Zu Beginn ist es noch sehr nervig, da vermischte sich viel See vom Vortag (W 5) mit der leichten Stromsee. Gegen Ende wird es dann recht gemütlich. Nun bin ich in Dieppe, immer noch 2 Törns von Le Havre entfernt. Und doch scheint der Hafen für die kommende Woche nicht erreichbar (W – SW – 5-7 Bft) zu sein. Ich werde hier schöne Tage haben.

Da arbeiten doch 2 an Seilen hängend an der Mole! Fast ein Suchbild, aber es ist zu sehen.

  1. Juli 16  Dieppe

Ich verbringe meine Tage in Dieppe, auf See nach West geht momentan gar nichts. Die hier auslaufen, haben fast alle nur den Kurs nach NO. Es gibt sogar einige frustrierte Holländer, deren Urlaub bei diesen aktuellen Windverhältnissen in diesem Revier nicht klappt und die deshalb umdrehen. Zwar scheint es heute etwas friedlicher zu sein, aber die Vorhersagen sind es nicht. Dabei spielt die Windstärke und Richtung (SW 4 – 6 Bft) gar nicht die große Rolle. Auf meteofrance.com bekommt man auch die Seeverhältnisse angesagt. Da steht dann so etwas wie Windsee 1,5 m bis 2,5 m und dazu Dünung aus W mit 2 m. Nicht eingerechnet ist dabei die Stromsee. Selbst wenn das alles übertrieben sein sollte, es ist einfach zu viel auch für 12m-Yachten, gegenan zu segeln (kleinere Boote – mit einer Ausnahme – gibt es hier als Fahrtenyachten sowieso nicht). Ich nehme mir vor, nur raus zu gehen bei Seegangsvorhersagen von “Ridée ou belle” bis “peu agitée”, übersetzt von “kräuselnd und schön” bis “leicht bewegt”, immerhin bedeutet das letztere auch schon bis zu 1m Höhe.

Wenn es nicht geht, dann geht eben es nicht. Ich bin ja nicht hier, um jeden Tag zu segeln, sondern ebenso, um mich mit Land und Leute zu beschäftigen und an Bord zu leben. Dazu gibt es immer wieder viele Dinge zu tun wie z.B. Wäsche waschen, kleine Reparaturen, und und und… Lesen, sich mit navigatorischen Fragen beschäftigen, Französischkenntnisse erweitern. Meistens unterhalte ich mich hier aber mit Engländern, mehr als die Hälfte aller Gäste kommt von der Insel. Und alle wollen immer nur Details vom Boot wissen, die Tour interessiert sie kaum, immer nur; ein schönes Boot, schönes Deck, tolles Cockpit und ja der Windpilot, wie der wohl funktioniert.

Leider kann ich mir bisher noch nicht viel anschauen, gestern einen halben Tag Regen, heute den ganzen Tag, da verbringt man doch meisten unter Deck.

Etwas Statistik:

Von Cuxhaven (27. Mai) bis Vlissingen (10. Juni) hatte ich durchgehend eine NE-Wind-Wetterlage mit viel Sonne. Hört sich toll an, aber hatte noch nichts mit sommerlichen Temperaturen zu tun. Der Nordwind ist um diese Jahreszeit einfach noch kalt.

Von Vlissingen bis heute in Dieppe, also 3 Wochen, wehte der Wind immer aus SW-W manchmal war er auch SSW. Wenn ich mir die Großwetterlage auf dem Atlantik so ansehe, scheint das auch noch anzuhalten, es gibt eine richtige Autobahn für die Tiefs. Sommer nennt man dies hier auch nicht, aber alle Segler sagen mir, dass der Juli und August hier die schönsten Monate sind. Ich hoffe das verdammt mal auch, der Juni war daneben.

Zurückgelegte Seemeilen nach Plotter: 586,7

Zurückgelegte Seemeilen nach Logge: 561,8

Schade, ich hätte mir die Differenz eindeutiger vorgestellt, von wegen immer gut den Strom ausnutzen. Nur ca. 25 sm bekam ich durch den Strömung geschenckt.

Segeltage: 23

Hafentage: 28

Die Höhe des Hafengeld ist nicht so immens, wie es im Reeds steht, sondern für mein Boot seit der holländischen Westküste bis zu 20 €/Tag. Detailinformationen über Häfen bekommt man sowieso besser über deren Internetadressen. Und Supermärkte finde ich immer über googlemaps, dann brauche ich mich nicht durchfragen.

 

  1. Juli 16 Dieppe

Noch ein paar Eindrücke, bevor es weitergeht.

 

  1. Juli Fecamp

Der Törn von Dieppe nach Fecamp ist ein Regentörn. 30 sm in 5 Stunden bedeuten eine gute Stromausbeute. Wind weht ablandig aus südlichen Richtungen, dazu gibt es eine erstaunlich ruhige See in 1 bis 2 sm Abstand von dieser 100 m hohen Steilküste. Vielleicht habe ich mich aber auch schon an die ständige Dünung gewöhnt und Stromseen können sich hier unter Land nicht großartig entwickeln.

Heute gibt es erst einmal Regen, Regen der besonderen Art. Eigentlich ist das Regen, der nicht richtig zu Boden fallen will oder nur äußerst langsam. Er schwebt mehr mit dem Wind, trotzdem wird man in kürzester Zeit durchfeuchtet. Ich versuche mal, dies im Video einzufangen. Das Auge filtert natürlich besser, ich hoffe man kann diese Regenschwaden erkennen.

 

Später am Mittag wandere ich dann da auf die Steilküste hoch und fühle mich dabei wie auf Madeira: 20 Minuten steiler Anstieg, der mich echt aus der Puste bringt. Es ist natürlich nicht so hoch, nur ca. 130 m, aber ganz schön steile Wege. Selbst die Häuser haben Ähnlichkeiten mit Madeira, oben auf Dachhöhe parken und unten wohnen. Von hier oben hat man eine schöne Aus- und Übersicht über Fecamp.

Der Hafen, nein, mein Boot kann man nicht entdecken, nur ich kenne den Liegelatz.

Dieses Bild von der Einfahrt habe ich schon einmal im Film gesehen. Der Guido mit der Carpe Diem war ja auch hier.

Damit ihr seht, auch für Autos geht es steil bergan, ich glaube aber, das war die einzige Serpentine.

Was mich immer besonders interessiert, ist die Einfahrt aus der Nahperspektive, steht doch in den Handbüchern, man solle da nicht durchfahren bei mehr als 5 Bft auflandigem Wind. Gut wir haben hier auflandige  4 – 5 Bft, in Böen vielleicht mal 6 Bft, aber See läuft da schon. Gerade komme ich an der Südmole an, fährt doch ein Holländer raus. Sein erstes Einfallen in Welle erlebe ich aus unmittelbarer Nähe. Ich stehe keine 20 m davon entfernt, als diese Yacht fast bis zum Mast eintaucht. Mein lieber Scholli, das knallt ganz schön. Leider habe ich noch nicht den Fotoapparat in der Hand, erst einige Sekunden später:

 

Die Bilder sprechen für sich, am Ende tauche sie aber wieder auf.

Noch ein paar Videos:

Da fährt noch ein zweiter Holländer raus.

Und eine holländische Yacht kommt rein, eine Familie, Mutter mit Kleinkind auf dem Arm!

Und diese Einheimischen kennen wohl die Welle genau, um mit einem offenen Schlauchboot in See zu stechen.

So kommt man sicher auch durch die Welle.

  1. Juli Le Havre

Letzte Bilder von der Küste bei Fecamp, da oben war ich.

Die Meilen nach Le Havre muss ich wieder einmal wieder unter Motor machen. Angekündigt ist ein schwacher Nordwind, der aber nur noch ca. 40 Minuten nach Verlassen von Fecamp durchhält. Ich bin extra vor der Kenterung des Stromes los, weil ich dies schon ahne. Gut, dass ich dann 3 sm gegen Strom schaffe, bevor der Motor ran muss. Und dann dreht der schwache Wind auch noch auf Südwest! Na prima, und jetzt läuft schon der Strom nach SW.

Einschnitt in der hohen Küste kurz vor Etretat.

Heftige Stromseen bei Etretat sind die Folge und es ist nichts mit Fotografieren der berühmten Felsen. Ich will nicht bei auflandigem Wind und dieser See dicht an die Küste fahren. Mehr wie unten zu sehen ist dabei nicht herausgekommen.

 

 

Nach Passieren des Cap d‘Antifer mit seinem Ölhafen etwa 6 sm südwestlich von Etretat auf S-Kurs ist der Wind ganz weg, oder ganz schwach aus immerhin nördlichen Richtungen! Und die Küste ändert sich hier, nicht immer nur senkrechte weiße Wände, jetzt wird es schräger.

Und so sieht es bei zwischen dem Cap d’Antifer Le Havre aus, immer noch um die 100 m hoch.

  1. Juli Le Havre

Wenn die französische Mannschaft bei der EM gewinnt, ist es hier sehr laut. Natürlich gibt es Autokorsos mit entsprechendem Hupen sowie Böller und Raketen. Die kleinen Renaults haben eine sehr lustige Hupe, das macht den Unterschied aus zu D! Aber nach einer Stunde ist es dann wieder sehr ruhig hier, ausgesprochen sehr ruhig.

Warum es hier so ruhig ist, erklärte mir heute ein freundlicher Franzose. Zwar liegen hier an die 1200 Boote fest im Hafen, zum Teil auch im Winter, aber zum Segeln würden sie kaum genutzt. Er meint, die Boote sind eigentlich nur dazu da, um sich einen kleinen Umtrunk nach Feierabend mit Freunden am Abend zu leisten. Ab 22 Uhr ist niemand mehr hier.

Ein länger liegendes Boot

Ach ja, er ist einer der Ersten, der amica nicht nur ein „belle petit bateau“ findet, sondern auch interessiert nachfragt, woher ich mit einen so kleinem Boot komme. Und findet das auch beachtlich. Ja und eigentlich solle ich in die Bretagne segeln, da wird es erst richtig schön.

  1. Juli Le Havre

Gestern habe ich entschieden, hier zu bleiben, bis Barbara kommt. Mit der Bretagne wird es dieses Jahr wohl nichts. Vielleicht schaffen wir es zusammen noch bis Cherbourg, aber dann muss ich an meinen Rückweg denken. Enttäuscht bin ich deswegen aber nicht, hat mich doch die Reise bis hierher schon sehr beeindruckt. Zu wissen, dass die Seegangsverhältnisse und die Strömungen hier anders sind als im Heimatrevier und es erleben macht einen gewaltigen Unterschied. Dieses Revier muss ich mir noch mehr erarbeiten, denn mit kleinem Boot sind die Bedingungen schon anspruchsvoll. Und mein Ziel war und ist es, genau dies zu erleben.

Franzosen segeln doch! Klar, jetzt haben hier die Ferien in Frankreich begonnen, doch überwiegend sind Franzosen wohl Tagessegler. Viele Kinder und Jugendliche segeln auf allen möglichen Booten vor dem Hafen. Mir scheint auch die Altersstruktur unter den Seglern eine andere zu sein als in D.

Le Havre ist nicht so schrecklich, wie es immer behauptet wird. Nach 1945 musste die fast total zerstörte Stadt ziemlich schnell wieder aufgebaut werden, denn Le Havre war und ist die große Hafenstadt in Frankreich an der Atlantikküste. Aufgrund der einzigartigen Bauweise wurde die Stadt 2005 sogar in die UNESCO-Liste der Weltkulturerben aufgenommen. Ob man es mag, ist dann sicher noch eine andere Frage. Vielleicht muss man hier einfach länger verweilen, um sich in die Architektur hineinzuleben. Ich habe sogar noch ein paar Altbauten und Kirchen gefunden.

Die heißt natürlich Notre Dame und hat noch Einschusslöcher.

Der Strand, der leider nur bei Niedrigwasser zum Baden einlädt, nur dann findet man auch einmal Sand.

  1. Juli Bordalltag in Le Havre

Mir ist aufgefallen, dass es auf dieser Tour fast keine Bilder von amica und mir gibt. Ich muss mir da mal was einfallen lassen, wie das unterwegs mit mehr Segelbildern besser klappen kann. Heute möchte ich euch einmal den Bordalltag näher bringen, nicht auf Tour, sondern im Hafen liegend. 4 m² mit Sitzhöhe, 2 m² mit Kriechhöhe. Für Stehhöhe muss ich das Luk aufmachen.

Mein Lebensraum unter Deck:  Kochecke und Spülmaschine

Im Schrank der notwendige Tagesproviant und der Lebensraum für Segel in der Hundekoje

Der erste Blick morgens geht immer nach oben. Wie ist das Wetter? Es hat geregnet. Gut, Luk auf für Frischluft und wo kommt der Wind her.

Nächster Schritt, Wasser aufsetzen.                                                              Dann kann man auch schon mal die Koje wegräumen.

Und während der Kaffee durchläuft….

ist auch schon der Frühstückstisch fertig. Alles lecker!

Nach dem Frühstück der Rundumblick draußen. Die fahren doch schon wieder mit ihren Optis vor den Hafen! Alle Achtung, jeden Tag haben die hier Programm.

Ach, was ist das Boot doch aufgeräumt!

Heute habe ich mir mal Säubern der Bilge vorgenommen.

Na, so schlimm sieht das gar nicht aus.                                                        Aber gelohnt hat es sich trotzdem!

Und anschließend kann der Proviant wieder eingestaut werden. Das Aus-, Um- und Einstauen ist dabei die zeitaufwendigste Arbeit.

Dieser Beschlag knarscht im Schwell. Nachts stört das ganz schön. Ich habe ihn auseinandergenommen, gereinigt und wieder zusammengebaut. Eine echte Ursache konnte ich aber nicht feststellen. Mal weiter beobachten…

So, nun ist auch schon wieder mehr als der halbe Tag rum, für morgen lasse ich mir auch noch etwas übrig. Jetzt werde ich wieder spazieren gehen, nach Norden zum Kap war ich noch nicht.

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Damit nicht nur mein Boot zu sehen ist, habe ich ein Selfie gewagt. Damit mich dann auch jeder im Hafen und sonst wo erkennen kann. Na wenn das denn nicht anstrengend wird.